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16.07.20

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Milch für die Katze – ja oder nein?

Für die meisten Menschen scheint es das Natürlichste der Welt zu sein, dass eine Katze genüsslich eine Schale Milch leer schlürft und sich hinterher zufrieden putzt. Unzählige Fotos von glücklichen Katzen im Netz treten den vermeintlichen Beweis dafür an, dass man einem Stubentiger kaum einen größeren Gefallen tun kann, als eine solch besondere Zuwendung.- Schließlich gibt es auf dem Bauernhof beim Melken der Kühe immer eine Milchschale für die Katzen und haben die Samtpfoten seit Menschengedenken Lebensmittel vom Tisch und eben das „weiße Gold“ der Landwirtschaft zu Trinken bekommen.

Ungläubige Blicke und großes Staunen ist die Folge, wenn man den Menschen mit dieser Meinung dann erklärt, dass Milch für Katzen nicht gut beziehungsweise sogar schädlich ist. Die Katze selbst weiß das natürlich nicht – nur wenige Tiere können an einem Schälchen mit Milch vorbeigehen, ohne davon zu trinken. Vielmehr ist es sogar oft der Fall, dass man in der Küche keine Milchtüte stehen lassen kann, weil die Mieze sich diese Verpackung auf den Boden holt und dann mit Zähnen und Krallen schnell Zugang zu der leckeren Flüssigkeit findet.

Erwachsene Katzen sind häufig laktoseintolerant

Ein Katzenbaby, das noch Muttermilch trinkt, kann den in der Milch enthaltenen Milchzucker gut verarbeiten. Dieser Milchzucker heißt in der Fachsprache Laktose und gehört zu den sogenannten Zweifachzuckern, die im Darm erst zu Einfachzucker umgewandelt werden müssen, um verwertet werden zu können. Diese Aufgabe übernimmt das Enzym Laktase im Dünndarm. Laktasemangel kann dazu führen, dass die Laktose in den Dickdarm gelangt, ohne verdaut worden zu sein. Dort sitzen jede Menge Bakterien – auch schädliche, die sich auf die Laktose stürzen. Die Stoffwechselprodukte der Bakterien im Darm sorgen dann für Blähungen, Bauchschmerzen und sogar Durchfall. Im Darm finden unerwünschte Gärprozesse statt, die ohne die Aufnahme von Laktose gar nicht auftreten würden.

Die Natur ist dafür verantwortlich, dass nach dem Ende der „Stillzeit“ bei Säugetieren (also auch bei Katzen) die Produktion von Laktase abnimmt. Allerdings geschieht dies in unterschiedlichem Maße und könnte eventuell auch von einer Art Gewohnheit abhängig sein. Die Bauernhofkatze, die übergangslos von der Muttermilch zur Kuhmilchschüssel wechselt, ist also – so vermuten Wissenschaftler – anderen Gegebenheiten ausgesetzt, als die Katze vom Züchter, die artgerecht, aber eben ohne Kuhmilch ernährt wird, sobald sie bei der Mutter nicht mehr trinkt. Bis heute gibt es keine belastbaren wissenschaftlichen Ergebnisse, wie genau sich die Milchzuckerunverträglichkeit begründet, warum manche Katzen von der Laktoseintoleranz betroffen sind und andere nicht oder kaum.

Anzeichen von Laktoseintoleranz bei Katzen

Nicht jeder Katze sieht man nach dem Genuss von Milch direkt an, dass ihr „etwas auf den Magen schlägt“. Leichtere Formen der Laktoseintoleranz äußern sich nur durch etwas Bauchweh, verursacht von den Blähungen durch das Vergären des Zuckers im Darm. Der Mensch bemerkt hiervon kaum etwas, da die Katze nach dem Fressen (also auch nach dem Genuss von Milch und Milchprodukten) gerne ein Schläfchen hält und die Beschwerden deswegen nicht akut auffallen.

Bei der heftigeren Laktoseintoleranz kommt es zu Durchfall – und zwar nach jedem fragwürdigen „Genuss“ von Laktose. Bei der Hauskatze ist dies eher zu bemerken, da sie ja das Katzenklo benutzt. Freigänger oder direkt im Freien lebende Katzen verscharren ihre Hinterlassenschaften im Garten – hier wird es schwierig, die Unverträglichkeit zu bemerken.

Unwissenheit schützt nicht vor den Folgen!

Aufgrund des Irrglaubens, dass Katzen Milch lieben und sie ihnen gut tut, verwöhnen nicht nur Katzenhalter ihre Tiere mit Milch, Sahne oder anderen laktosehaltigen Leckerlis. Spätestens nach dem Klären der Ursache für Durchfall und sonstige Beschwerden kann man selbst ja am besten vermeiden, dass die eigene Katze Milchprodukte frisst. Wer einen Freigänger hat, muss auch die Nachbarschaft im Auge behalten – denn da die Katze ja nicht weiß, dass ihr Bauchweh von der Milch kommt, wird sie das Schälchen beim Nachbarn oder den Tiegel auf dem Bauernhof gegenüber nur zu gerne annehmen und sich daran gütlich tun. (Er-)Klärende Gespräche und die Bitte, die zu Besuch kommende Katze nicht zu füttern – beziehungsweise nur mit geeigneten Leckereien – müssen geführt werden, damit die Beschwerden nicht anhalten. Immerhin schränkt diese Beeinträchtigung die Lebensqualität einer Katze ein und führt auf Dauer auch zu gesundheitlichen Konsequenzen.

Alternativen ohne Laktose

Katzenernährung ist in mehrerlei Hinsicht Erziehungssache. Dazu sei angemerkt, dass man eine Katze sehr gut ohne jegliche Milch ernähren kann, wenn sie das Babyalter hinter sich hat. Wer als Katzenhalter unbedingt Milchprodukte auf den Speiseplan setzen möchte, kann im Handel spezielle Produkte bekommen. Ganz normale laktosefreie Milch ist heute selbst im Discounter zu bekommen – und ansonsten gibt es Katzenmilch, Katzenjoghurt und Milchsnacks in der Tierfutterabteilung, die ebenfalls entsprechend hergestellt sind. Oftmals wird der Milchzucker bei der Produktion in Einfachzucker umgewandelt, sodass er für die Katze problemlos verträglich ist. Gerne wird diesen Produkten auch Taurin beigemengt, das die Katzen zum Leben dringend benötigen. Nicht kaufen sollte man zuckerhaltige Erzeugnisse, da diese bei dauerhafter Fütterung Übergewicht verursachen können. Geschmacklich profitieren unsere Stubentuger vom Zucker nicht – er wird nur aus optischen Gründen dem Katzenleckerli beziehungsweise der Katzenmilch beigemischt.

Wer ab und an ein kleines Stückchen Käse als Leckerli füttert, macht nicht viel falsch, da im Hartkäse der Milchzucker weitestgehend vergoren ist und den Verdauungstrakt nicht weiter behelligt. Ganz nebenbei sollte man auch noch wissen, dass sowohl fettige Kuhmilch, wie auch Sahne und Co. Fett enthalten, das dick machen kann, wenn es auf dem täglichen Speiseplan steht. Besser ist es, Milch – auch laktosefreie – nur ausnahmsweise oder noch besser gar nicht zu füttern.

 


 

Bild von Krzysztof Pluta auf Pixabay

Über den Autor

Kai Nagel – Geschäftsführer bei R.Bubeck & Sohn

Kai Nagel ist Geschäftsführer der ältesten Hundefutter-Manufaktur der Welt, Bubeck, die seit 1893 besteht. Geboren in eine Familie mit einer tiefen Verwurzelung in der Landwirtschaft und der Tierernährung, bringt Kai über 50 Jahre Erfahrung und ein umfassendes Verständnis für die Bedürfnisse von Hunden mit. Seit die Familie Nagel die traditionsreiche Firma 1982 übernommen hat, setzt Kai die Vision fort, hochwertige Hundefutterprodukte zu entwickeln, die Gesundheit und Wohlbefinden von Hunden fördern. Mit seiner Leidenschaft für die Tierernährung und seinem umfangreichen Wissen teilt Kai in seinen Blogartikeln wertvolle Tipps und Einblicke, um Hundehaltern zu helfen, die bestmögliche Ernährung für ihre Vierbeiner zu finden. Bubeck füttert die Hunde!

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