Da will man wie gewohnt seine Joggingrunde durch den Park drehen, ist beim Pilze suchen im Wald unterwegs oder macht auf einer Autobahnraststätte Halt auf dem Weg in einen sonnigen Urlaub. Doch dann trifft man auf einen Hund, der scheinbar alleine unterwegs ist. Dieser Fundhund interessiert manchen zufällig Anwesenden gar nicht, ein anderer hat Angst, ein dritter macht sich Sorgen um das Tier. Doch wie soll man sich verhalten? Darf man diesen Fundhund anfassen? Ist man verpflichtet, sich um ihn zu kümmern? Wie kann man einen eventuellen Besitzer ausfindig machen? Fragen über Fragen, die einen unsicheren Finder beschäftigen.
Hat der gefundene Hund einen Besitzer?
Auf einem Autobahn Rasthof angebunden ist ein Hund in fast allen Fällen, weil er dort ausgesetzt und sozusagen billig entsorgt wurde. Hier muss man sich spontan keine Gedanken über den Besitzer machen, da dieser sein Tier wohl kaum noch haben will. Doch wenn einem im Park oder im Wald, auf der Straße oder wo auch immer ein herrenloser Hund vor die Füße läuft, muss dieser kein Streuner sein. Es ist auch möglich, dass sich der Vierbeiner einfach ein Loch im heimischen Gartenzaun zu Nutzen gemacht hat, von der Leine abgehauen oder beim Spielen (beziehungsweise auf der Jagd) einfach weggelaufen ist.
Jemand, der Angst vor dem Tier hat, sollte es nicht anfassen oder ansprechen – wohl aber beobachten und abwarten, ob jemand nach seinem Haustier ruft oder sucht. Hat man in einer gewissen Zeitspanne niemanden bemerkt, sollte man zumindest die Polizei anrufen und diese bitten, ein örtliches Tierschutz Team zu informieren, damit sich jemand um den Hund kümmern kann. Diese Helfer können das Tier einfangen, es versorgen und vielleicht anhand eines Chips herausfinden, ob es einen Besitzer hat. Bleibt die Suche nach einem Besitzer erfolglos, wird das Tier im Tierheim landen und nach einer gewissen Zeit auch weiter vermittelt.
Wer es sich zutraut, das Tier anzusprechen, eventuell einzufangen und damit von einer weiteren Flucht abzuhalten, tut dem eigentlichen Besitzer wahrscheinlich einen riesigen Gefallen. Auch in diesem Fall kann der Hund an ein Tierheim abgegeben werden, wo sich – wie oben geschildert – weiter gekümmert wird. Auch Tierärzte haben Lesegeräte, mit denen die Informationen auf dem Chip ausgelesen werden können. Nicht immer tragen entlaufene und schmerzlich vermisste Hunde ein Halsband mit entsprechenden Informationen zum Besitzer, dessen Adresse oder Telefonnummer.
Anhaltspunkte – entlaufenes Tier oder herrenloser Hund?
Schon am Verhalten eines Hundes, der ohne Besitzer unterwegs ist, kann man erkennen, in welcher Situation das Tier ist. Der Streuner ist es gewohnt, alleine unterwegs zu sein, verhält sich weitestgehend unauffällig und ruhig. Er sucht nicht unbedingt die Nähe zu einem fremden Menschen, geht auf Abstand, reagiert aber eventuell mit großem Appetit auf hingeworfene Leckerbissen. Ein entlaufener Hund ist meistens in einer Stresssituation. So laufen zum Beispiel sehr viele Hunde an Silvester weg, weil sie Panik vor dem Feuerwerk haben. Diese Hunde hecheln, laufen unkontrolliert und scheinbar ziellos herum, reagieren ängstlich und wollen oft auch flüchten.
Auch am Erscheinungsbild lässt sich ein Unterschied feststellen. Der herrenlose Hund wird nicht gebadet, gebürstet und frisst, was das Leben auf der Straße so hergibt. Bei näherer Betrachtung fällt nicht selten ein Parasitenbefall ins Auge, dazu eventuell Narben von Raufereien usw. Ist ein Vierbeiner ausgebüchst und hat den Weg nach Hause und zu seinem Besitzer verloren, hat er dennoch immer noch ein grundsätzlich ordentliches Fell, in dem vielleicht etwas Schmutz zu finden ist, aber keine Verkrustungen, Verfilzungen und andere Anzeichen fehlender Fürsorge. Ebenfalls aufschlussreich ist der Ernährungszustand eines Hundes. Der magere Streuner steht schon rein optisch im krassen Gegensatz zum gut genährten Ausreißer. Hier gilt es natürlich zu bedenken, dass ein Tier auch schon mehrere Tage unterwegs sein kann und deswegen auch Gewicht verloren hat.
Wichtige Regeln bim Entdecken eines herrenlosen Hundes
➔ Auch erfahrene Tierhalter, noch mehr aber Laien im Umgang mit Hunden, sollten in jedem Fall Vorsicht walten lassen. Aus Mitleid das Tier zu verschrecken, macht seine Lage nicht besser. Das geschieht aber, wenn man zu eifrig auf den Hund zugeht und ihn zu laut oder zu heftig anspricht. Den Vierbeiner zu beobachten, macht Sinn: So erkennt man die grundsätzliche Stimmung, bemerkt Verletzungen oder Anzeichen von Krankheit und kann unter Umständen aggressives Verhalten besser einschätzen.
➔ Leise und ruhig sprechen erleichtert die Kontaktaufnahme zum Fundhund. Strahlt ein Mensch Stress und Angst aus, nimmt das der Hund sehr wohl wahr, ebenso wie er erkennen kann, ob jemand ruhig und gelassen bleibt. Vertrauen findet das Tier eher im letzteren Fall.
➔ Besteht die Möglichkeit, sollte der Hund gesichert werden, wobei man selbst als Finder aber nicht das Risiko eingehen sollte, gebissen zu werden. Hat man keine Leine parat, ist Einfallsreichtum gefragt. Eventuell helfen Passanten dabei, zu telefonieren, während man selbst den Hund festhält.
➔ Einen entlaufenen Hund darf man nicht einfach bei sich zuhause aufnehmen. Meldung an ein Tierheim oder die Gemeinde sind laut Gesetz vorgeschrieben. Das gilt auch für ganz offensichtlich ausgesetzte Tiere. Fundunterschlagung ist strafbar, auch wenn man gute Absichten hat!
➔ Eigenschutz ist wichtig. Niemand weiß, welche Krankheiten ein Hund vielleicht hat oder von welchen Parasiten er befallen ist. Deswegen ist der Weg zum Tierarzt oder in ein Tierheim anzuraten – um sich selbst und eigene Haustiere vor Ansteckung zu schützen. Ist ein Hund verletzt, weil er zum Beispiel von einem Auto angefahren wurde, bleibt ohnehin nur die ärztliche Versorgung, nach eventuellen Schritten der Ersten Hilfe.
➔ Bei der Suche nach einem Besitzer kann jeder behilflich sein. Unterstützt man das Tierheim durch Postings in öffentlichen Netzwerken, in Form von Suchplakaten oder anderen Mitteln, wird diese Hilfe niemand ablehnen. Ihre Adresse ist ja durch die Meldung bei der Abgabe bekannt. So kann ein Finderlohn bei einem wertvollen Tier übergeben werden, können Sie aber auch ihr Interesse an dem Fundhund bekunden und nach einer gewissen Zeit das Tier adoptieren. Ist ein Tierheim überlastet oder überbelegt, kann es sein, dass der Hund nach seiner ärztlichen Versorgung in eine Pflegestelle gegeben wird. Hier kommt bei entsprechender Eignung auch ein interessierter Finder in Frage, nachdem seine Lebensverhältnisse überprüft wurden. Eine Adoption ist erst nach sechs Monaten, in denen die Besitzverhältnisse nicht geklärt wurden, möglich, es sei denn, der Besitzer gibt sein Tier offiziell frei.
➔ Einem ausgemergelten Streuner macht man keine Freude, wenn man ihn mit Futter überhäuft. Eine kleine Portion Hundefutter ist erlaubt, doch bei zu großen Mengen bekommen die Tiere Bauchschmerzen, erbrechen sich und leiden mehr, als man ihnen Gutes tut. Verweigert der Hund Nahrung und Wasser, wird es dafür Gründe geben, die der Tierarzt erkennen und behandeln wird.
➔ Im Ausland gibt es leider viel mehr herrenlose Hunde, als hierzulande. Doch die Einfuhrbestimmungen nach Deutschland machen es nicht leicht, ein solches Tier einfach mit heim zu bringen. Ausreichende Information, das Einhalten aller Vorschriften und die Hilfe eines ansässigen Tierschutzvereines können helfen.
Bild von Daniel Brachlow auf Pixabay