Wie kann ich durch Füttern das Verhalten meines Hundes beeinflussen?
Fressen ist auch Kopfsache. Seit über 30 Jahre begleite ich den Hundefuttermarkt, mehr oder weniger freiwillig. Manchmal habe ich das Gefühl, dass es fast genauso viele Trends in der Fütterung von Hunden gibt wie eingetragene Rassen. Und dann gibt es auch noch Mischlinge – Fütterungsmethoden, die verschiedene Ansätze miteinander vermischen. Was dabei jedoch immer wichtig ist, sind die Inhaltsstoffe der Hundenahrung. Dass Inhaltsstoffe einen großen Einfluss auf das Verhalten des Hundes haben, sollte heute bekannt sein. Verhaltensbeeinflussende Botenstoffe und Hormone werden in den Nahrungsmitteln als Grundbaustoff gebildet. Somit kann die Fütterung bestimmter Inhaltsstoffe sich stark auf das Wesen des Hundes auswirken.
Proteine im Hundefutter: Ein Trend mit Tücken
In den letzten 10 Jahren wurde es immer mehr zur Mode, bei Hundefutter auf den Anteil der Proteine zu achten. Hundehaltern wurde suggeriert, dass ein hoher Proteinanteil – also viel Fleisch – ein gutes Futter ausmacht. Man argumentierte, der Hund solle sich wie der Wolf, sein vermeintlicher Stammvater, ernähren. Doch dies ist nur teilweise richtig. Der Wolf ist nicht der direkte Stammvater des Hundes, vielmehr haben Wolf, Hund, Schakal und Dingo einen gemeinsamen Vorfahren. Zudem hat sich der Hund in seiner Ernährung den Lebensumständen angepasst, ähnlich wie wir Menschen. Auch hier ist die Qualität und die richtige Menge an Proteinen entscheidend.
Der Unterschied zwischen Proteinen und Eiweißen
Viele sprechen von Proteinen, aber die wenigsten wissen, dass es einfach Eiweiße sind. Eiweiß ist in jeder Körperzelle vorhanden und eine lebenswichtige Komponente der Nahrung. Ein heranwachsender Hund, eine säugende oder tragende Hündin oder ein körperlich beanspruchter Hund benötigt sicherlich einen relativ hohen Proteinanteil im Futter. Jedoch sollte man vorsichtig sein, denn zu viel Protein kann schädlich sein.
Die richtige Menge an Proteinen
Es ist wichtig zu beachten, dass Hunde nicht ständig hohe Proteinmengen benötigen. Vergleichsweise hat ein Hütehund im Einsatz eine wesentlich höhere Beanspruchung als ein Hund, der nur zweimal täglich 3 km Gassi geht. Für eine gute Proteinversorgung sind nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität der Proteine entscheidend. Fehlen dem Hund Kohlenhydrate und Fette, werden Proteine als Energielieferant genutzt, was zu einer Belastung von Leber und Nieren führen kann.
Aminosäuren: Die Bausteine der Proteine
Proteine bestehen aus Aminosäuren, von denen 22 bekannt sind. Der Körper kann die meisten selbst herstellen, doch einige essentielle Aminosäuren müssen über die Nahrung zugeführt werden. Bereits 1987 zeigte eine Studie von Roger Mugford, dass ein reduzierter Proteingehalt im Futter zu einem weniger aggressiven Verhalten bei Hunden führen kann.
Tryptophan und Serotonin: Glückshormone für den Hund
Ein besonders wichtiger Bestandteil des Proteins ist die essentielle Aminosäure Tryptophan, die ein Grundbaustein für Serotonin, das "Glückshormon", ist. Serotonin hemmt Impulsivität und Aggression und wirkt stressreduzierend. Der Körper kann Tryptophan nicht selbst herstellen, daher muss es über die Nahrung aufgenommen werden. Studien zeigen, dass nicht der absolute Gehalt an Tryptophan, sondern das Verhältnis zu anderen Aminosäuren entscheidend ist.
Mineralien und Spurenelemente
Für die Produktion von Serotonin benötigt der Hund auch Magnesium, das stressdämpfende Eigenschaften besitzt und die Produktion von Stresshormonen positiv beeinflusst. Auch B-Vitamine sind wichtig, da sie die nervliche Belastbarkeit und Konzentrationsfähigkeit erhöhen und das Stressniveau senken.
Das Fazit: Eine ausgewogene Ernährung ist entscheidend
Eine Nahrungsumstellung allein hilft nicht immer, aber sie zeigt, wie komplex Nährstoffe auf einen Hund wirken können und sein Verhalten beeinflussen. Wichtig ist, das gesamte Umfeld des Hundes zu analysieren, um sein Verhalten wirksam zu ändern. Eine rein fleischbasierte Ernährung führt immer zu einem Mangel, den der Körper des Hundes nicht ausgleichen kann. Eine einseitige Ernährung sollte vermieden werden, um ein langes, stressfreies und gesundes Leben des Hundes zu garantieren.