Bei der Frage, ob man sich einen Hund anschaffen soll, stoßen viele Menschen auch auf die Thematik, ob ein reinrassiges Tier ins Haus kommen soll oder lieber ein Mischling. Nicht jeder ist bereit, einfach in ein Tierheim zu gehen, um einer armen Seele dort ein schönes Zuhause zu geben. Ein Welpe hat nun einmal den Vorteil, dass man ihn noch selbst erziehen und sozialisieren kann und außerdem ist die Zeit mit einem Hundewelpen wirklich eine sehr aufregende und spannende Phase, die man als Hundebesitzer nicht missen möchte. Ältere Hunde haben schon ihre Marotten und Eigenheiten, haben Ängste und Fehlverhalten entwickelt und bringen deswegen als neues Familienmitglied ganz andere Herausforderungen und Probleme mit sich.
Wer einmal aufmerksam durch ein Tierheim spaziert, wird feststellen, dass hier deutlich mehr Mischlingshunde als reinrassige Tiere zu finden sind, ebenso wie Welpen meist schnell neue Besitzer finden, während schon wenige Jahre alte Hunde kaum noch Chancen auf Vermittlung haben. Gründe dafür sind vielfältig. Wer es sich leisten kann, sucht sich einen modernen und wunschgemäßen Hund vom Züchter aus. Er holt dieses Tier als wenige Wochen alten Welpen ins Haus und genießt sein Leben mit dem neuen Gefährten. Wer weniger finanzielle Mittel hat, wird im Tierschutz versuchen, seine Wünsche nach Alter, Aussehen und Charakter bevorzugen. Da geht es dann weniger um das Wohl der Tiere in den Zwingern, sondern darum, möglichst nahe an die eigentlichen Wunschvorstellungen zu kommen. Und die sind nun einmal in den häufigsten Fällen „reinrassig“ und „jung“. Mischlinge, bei denen eine Rasse sich stark dominant vererbt hat, sind klar im Vorteil – die direkten „Promenadenmischungen“ haben es leider oftmals schwer.
Statt der Kosten für den Züchter fällt ja im Tierheim nur die vergleichsweise niedrige Schutzgebühr an. Die Entscheidung fällt meistens aufgrund optischer Argumente, danach kommen Alter und Gesundheitszustand. Kaum jemand geht in ein Tierheim, um explizit nach einem Hund zu suchen, der schon eine medizinische Vorgeschichte oder gar eine Behinderung hat,
Wer schon einmal einen Mischlingshund in seiner Familie aufgenommen hat, weiß, dass diese Tiere durchaus liebenswert sind. Sehr gelehrige Exemplare, die ihren Menschen viel Freude machen, sind der Beweis, dass es auf eine bestimmte Rasse dann eben doch eigentlich nur in zweiter Linie ankommt. Doch die Liebe zu diesen Tieren entsteht erst durch die Bindung des Zusammenlebens – und um dafür eine Chance zu haben, müsste der Mensch die Entscheidung für einen Mischling bewusst treffen.
Mischlingshunde - Die Vererbung spielt eine Rolle
Hartnäckig halten sich über Mischlingshunde einige Gerüchte. So seien sie weniger anfällig für Krankheiten und würden angeblich im Durchschnitt auch älter. Bei einer kurzen Recherche im Internet wird schnell klar, dass dies längst wissenschaftlich widerlegt ist beziehungsweise sich nicht eindeutig beweisen lässt. Experten sagen, dass es immer darauf ankommt, welche Gene sich in einem jungen Hund vereinen. Da hat der Züchter genau die gleichen Voraussetzungen, wie die „freie Natur“. Erblich vorbelastete Eltern geben ihre Krankheiten an die Jungen weiter – und auch bei Mischlingen stehen ja irgendwann reine Rassen im Ahnenbaum, deren Hüftdysplasie, Niereninsuffizienz oder Kurzatmigkeit sich über Generationen mit weitervererbt haben könnte. Es gibt Stammbäume mit einer sehr günstigen Entwicklung, aber auch solche, in denen sich Krankheiten sogar aus mehreren Linien vereinen und daraus sehr anfällige Hunde mit einer kurzen Lebenserwartung entwickeln. Und da spielt es keine Rolle, ob eine Ahnengalerie lauter adelige Namen enthielt oder die Generationen sich lustig durch ein Dorf vermehrt haben.
Ein Mischlingswelpe ist ein Überraschungspaket
Vom privaten Hundebesitzer, dessen Hundedame während der Läufigkeit aus Versehen ausgebüchst ist oder aus dem Tierheim, wo die unerwünschten Würfe oftmals abgegeben werden: Hier holt man sich Mischlingshunde. Diese sind als Welpen super süß. Oftmals weiß man auch etwa, wer Mutter und Vater sind. Die Mutter kann reinrassig oder ebenso schon ein Mischling sein. Falls der Vater der jungen Hündchen bekannt ist, erhascht man vielleicht ebenfalls einen Blick auf das Tier. Doch alles Weitere ist ein Überraschungspaket. Welche Eigenschaften wird der Hund einmal haben? Klar, kann man ungefähr erahnen, wie groß ein Hund einmal wird, wenn man die Eltern kennt und sieht, wie groß das Tier mit etwa 12 Wochen schon ist. Über die wirkliche Größe wird aber das Leben entscheiden. Gleiches gilt für die Fellfarbe, die Länge der Haare und alle anderen signifikanten Merkmale eines erwachsenen Hundes.
Letztendlich wird sich auch das Wesen eines Hundes erst zeigen, wenn er ausgewachsen ist. Quirlig oder eher ruhig? Wachsam oder schläfrig? Gelehrig und klug oder eher tollpatschig und weniger begabt? Einen Teil dieser Wesensmerkmale kann man durch Erziehung beeinflussen – doch die Grundveranlagung wird durch die Herkunft bestimmt. Sicher gibt es Prognosen, dass beispielsweise eine Mischung aus Jack Russell und Dackel anders heranwachsen wird, als eine Verpaarung von Schäferhund und Boxer.
Sind Mischlingshunde gesünder?
Diese Frage ist eigentlich mit den oben angeführten Schilderungen schon beantwortet. Würde man diesbezüglich einmal die Zahl der Tierarztbesuche von vor 50 Jahren und heute vergleichen, hätte man ein verfälschtes Ergebnis zu erwarten. Wer vor 5 Jahrzehnten einen Hund hatte, hatte entweder viel Geld und eine Rasse oder wenig Geld und folglich einen Mischling. Wer Geld hatte, konnte sich einen Tierarzt leisten, wer keines besaß eben nicht. Zudem war der Status der Hunde vor wenigen Jahrzehnten noch der eines Nutztieres, während er bis heute zum liebgewonnenen Lebensgefährten, zum Designerhund und Modeaccessoire avanciert ist.
Heutzutage hat sich die Einstellung zu diesem Thema verändert. Nur wenige Hunde sind reine Nutztiere, die Lebensbedingungen – auch die medizinische Versorgung – ist eine völlig andere geworden. Selbst in kleineren Orten sind Tierärzte niedergelassen, die Wege nicht mehr unüberbrückbar. Die Veränderung des Stellenwertes bringt auch eine andere Wertigkeit des Tieres in Sachen Arztkosten mit sich. Gesündere Ernährung der Tiere, artgerechte Haltung und bessere Medikamente beziehungsweise Behandlungsmöglichkeiten sorgen dafür, dass Hunde heute im Allgemeinen älter werden und gesünder leben. Und wieder sind es die Experten, die sagen, dass es hier keinen wirklichen Unterschied zwischen Mischlingshund und Rassetier gibt. Auch ein Mischling kann nur so gesund sein, wie seine Ahnen – und manche haben Glück und andere eben nicht.
Dokumentiert sind natürlich die rassespezifischen Krankheiten von Hunden. Gibt es bei einer Rasse die Veranlagung für bestimmte Erkrankungen, weiß man dies aus der Fachliteratur, aus dem Internet und von betroffenen Hundebesitzern. Ob die Tiere eines Züchters besonders betroffen sind, lässt sich in Erfahrung bringen. Über Mischlinge kann man hier keine Dokumentationen erwarten, das Wissen reicht nur in wenigen Fällen über die direkten Vorfahren, also die Eltern hinaus.
Fazit:
Es gibt keine verlässlichen Beweise dafür, dass Mischlingshunde wirklich älter werden und gesundheitlich robuster sind, als Rassehunde. Jeder Hund ist ein Individuum und muss nach Lebensbedingungen und Schicksal behandelt werden. Eine Garantie auf Kostenersparnis durch weniger Tierarztbesuche gibt es nicht – weder bei einer exzellenten Herkunft aus einem angesehenen Züchter-Haus noch bei der Promenadenmischung aus dem Tierschutz. Das Wesen der Tierschutzhunde ist schwer einzuschätzen, da die Tiere oft sehr schlechte Lebensbedingungen hatten und sich daraus Verhaltensstörungen entwickeln, mit denen die neuen Besitzer zu kämpfen haben. Diese oft schlechten Bedingungen am Anfang eines Hundelebens wirken sich natürlich auch gesundheitlich und in Bezug auf das zu erwartende Lebensalter aus.