Eine Impfung, die beinahe jeder Hund in Deutschland bekommt beziehungsweise bekommen sollte, ist jene gegen Zwingerhusten. Den Namen der Krankheit haben viele Hundehalter schon einmal gehört – doch wer noch keine Erfahrungen mit der Symptomatik hatte, weiß gar nicht, wie schlimm der Infekt für die geliebten Vierbeiner wirklich ist.
In den Fachbüchern heißt der Zwingerhusten auch infektiöse Tracheobronchitis. Damit ist eigentlich auch ganz klar lokalisiert, wo sich die Symptome am heftigsten zeigen – und zwar am Kehlkopf und in den Bronchien, also in den oberen Atemwegen. Wir Menschen wissen selbst ganz gut, was eine heftige Erkältung für unangenehme Begleiterscheinungen mit sich bringt. Der Hals schmerzt, das Schlucken verursacht Beschwerden. Dazu kommt ein ekelhafter Husten – man fühlt sich schlapp und wie erschlagen. Nebenbei läuft die Nase, dass es fast peinlich ist, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Beim Hund äußern sich diese Krankheitszeichen ebenfalls, wenn er an Zwingerhusten leidet. Ausgelöst wird die Erkrankung durch Viren und Bakterien, eine höchst ansteckende Kombination, die schnell weiter verbreitet werden kann. In ungünstigen Fällen reicht es, beispielsweise Speichel (eine liebevoll abgeleckte Hand) an der Haut oder Kleidung zu haben, dann ist auch durch den Menschen eine Übertragung von einem Tier auf das andere möglich. Besonders schlimm grassiert die Krankheit dort, wo mehrere Hunde zusammen gehalten werden: In Haushalten mit mehreren Hunden, in Tierheimen, bei Züchtern und so weiter. Infiziert sich ein Hund mit Zwingerhusten; sind in kürzester Zeit alle mit ihm zusammen lebenden Tiere krank, sofern sie keinen Impfschutz haben.
Eine aufwändige Behandlung ist erforderlich, um den Hund wieder komplett gesund zu machen; unbehandelt kann der Zwingerhusten sogar tödlich enden. Tatsache ist aber, dass die Tiere unter den Beschwerden, zu denen auch Brechreiz aufgrund des Hustens und Appetitlosigkeit gehören können, sehr leiden.
Was genau ist eigentlich Zwingerhusten?
Meist liegt die Infektion mit einem Virus dem Zwingerhusten zugrunde. Bakterielle Infektionen haben dann ein leichtes Spiel, da durch die Viruserkrankung sowohl die Schleimhäute angegriffen sind und über die Schleimhäute die Bakterien schnell um sich greifen können. Einige für den Zwingerhusten verantwortliche Erreger können sich unsere Hunde auch von Katzen (vor allem nicht geimpften Streunern) holen – und wie bereits beschrieben kann durch die Tröpfcheninfektion auch der Mensch als Überbringer fungieren. Der Name kommt daher, dass es sich in einem Zwinger, wo mehrere Hunde gemeinsam leben, kaum vermeiden lässt, dass alle Tiere sich anstecken und erkranken.
Es gibt sehr unterschiedliche Krankheitsverläufe: Manche Hunde zeigen eher schwache Symptome und schaffen es allein durch ihr Immunsystem, den Zwingerhusten zu besiegen und von selbst wieder gesund zu werden. Gerade ältere und vorerkrankte und dadurch immungeschwächte Tiere können aber auch sehr schwer erkranken, vor allem durch die Folgeerkrankungen, etwa eine bakterielle Lungenentzündung, die im schlimmsten Falle sogar tödlich enden kann. Besteht der Verdacht auf Zwingerhusten, sollte man also in jedem Fall seinen Tierarzt konsultieren, um einen schweren Verlauf rechtzeitig zu vermeiden. Dies gilt auch, wenn nachträglich bekannt wird, dass der Hund oder sein Halter Kontakt zu einem infizierten Tier hatten.
Die Symptome
Bei der Inkubationszeit gibt es große Unterschiede. Schon nach zwei, aber auch erst nach zehn Tagen können die ersten Anzeichen einer Erkrankung auftreten. Nach 14 Tagen kann man sich meist sicher sein, dass eine Ansteckung nicht erfolgt ist, wenn der Hund bis dahin keine Symptome zeigt. Hauptsächlich bei körperlicher Belastung, manchmal aber auch „einfach so“ kommt es dann zu Hustenanfällen beim Hund. Dieser Husten klingt bellend und tritt in einer Art Krampf einige Zeit anhaltend auf. Dazwischen gibt es wieder Phasen ohne Husten. Durch den Würgereiz beim Husten kann es zu Brechreiz und auch Erbrechen kommen – ein Problem mit dem Magen- und Darmtrakt besteht aber meist nicht.
Zum Husten gesellt sich recht schnell eine laufende Nase. Oft kommt es auch zu akuten Atembeschwerden, zum Beispiel Röcheln. Nicht selten sind auch die Augen betroffen – eine schmerzhafte Bindehautentzündung tritt auf. Je schwerer der Verlauf, umso wahrscheinlicher sind Fieber mit begleitender Mattheit und Appetitlosigkeit, Rachen- und Mandelentzündungen, Bronchitis (eitrig?) und eine Infektion der Luftröhre. Ein schlimmeres Stadium wird dann erreicht, wenn der harte Husten nicht mehr trocken ist, sondern Schleim mit ausgeworfen wird. Dann ist die Lungenentzündung im Anmarsch oder bereits vorhanden. Jede Stunde, die man nun mit einer Behandlung beim Tierarzt noch kostet, kann das Leben des Hundes gefährden.
Wie diagnostiziert der Tierarzt?
Natürlich schildert man als Halter zunächst die Symptome seines Hundes. Bei der Untersuchung werden einige Fragen gestellt. War der Hund erst kürzlich in einer Tierpension? Oder auf einer Sportveranstaltung, etwa einem Agility Event? Wurde er erst vor kurzer Zeit aus dem Tierheim geholt? Ist er ausgebüchst und hatte Kontakt zu anderen Hunden? Hatten die Halter Besuch von anderen Hundebesitzern, die auch erkrankt sind?
Im Rahmen der Untersuchung wird die Temperatur des Hundes gemessen, um Fieber zu erkennen. Augen, Rachen und Maul werden angesehen, unter Umständen wird ein Abstrich gemacht. Gerade, wenn der Verdacht besteht, dass Viren und Bakterien gemeinsam den Hund befallen haben, ist dieser Abstrich wichtig, um das richtige Antibiotikum finden zu können. Hustet der Hund gerade nicht, kann dieser Husten aber durch einen leichten äußeren Druck auf die Luftröhre ausgelöst werden – auch dies ist eine Bestätigung für den Veterinär.
Die Behandlung vom Zwingerhusten
Je nach Krankheitsbild wird das passende Antibiotikum als Grundlage mit anderen Medikamenten (etwa Hustenstiller) kombiniert, um dem Hund die Beschwerden zu nehmen und die Infektion(en) abklingen zu lassen. Bei betroffenen Augen kommen eine Augensalbe oder Augentropfen zur Linderung von Schmerzen und Juckreiz zum Einsatz. Bei schweren Fällen (Austrocknung durch längerfristiges Fieber usw.) können auch Infusionen verordnet werden, um den Hund wieder mit Flüssigkeit und daneben gleichzeitig mit Medikamentenoder Aufbaupräparaten versorgen zu können.
Zuhause angekommen, muss der Hundebesitzer nicht nur eine eventuelle Medikamentengabe strikt einhalten. Es ist auch wichtig, dem Hund alle mögliche Ruhe zu gönnen, damit er genesen kann. Ein kurzer Gassi Spaziergang reicht aus – ansonsten bewegt das Tier sich selbst so viel, wie es meint, zu schaffen. Spielen, Training und Co. muss auf später verschoben werden. Wichtig ist es aber auch, Kontakte zu anderen Haustieren (nicht nur Hunden) und Tierhaltern konsequent zu vermeiden. Der Tierarzt beantwortet die Frage, wie lange der Zwingerhusten ansteckend ist und wie lange die Quarantäne eingehalten werden muss. Solange die Beschwerden akut sind, muss gut gelüftet werden, auf ausreichend Flüssigkeitsaufnahme geachtet. Näpfe, Decken und alles, wo Nasensekret, Schleimauswurf und ähnliches gelandet sein könnten, muss regelmäßig gewaschen und desinfiziert werden.
Lieber impfen?
Wer diesen Artikel aufmerksam gelesen hat, weiß nun, dass eine Ansteckung mit Zwingerhusten für den Hund viel Leid, für den Halter viele Kosten und viel Aufwand mit sich bringt. Deswegen sollte man nicht zögern, wenn es um die Impfung gegen die Krankheit geht. Nicht nur Menschen, die mit ihren Vierbeinern auf Ausstellungen, in der Hundeschule, auf Turnieren und Co. unterwegs sind, sondern auch jene, die mehrere Hunde halten, ehrenamtlich im Tierschutz arbeiten und so weiter verhindern damit eine unangenehme Krankheit für ihre(n) Liebling(e), sondern helfen auch, pandemische Ausbrüche der Erkrankung zu vermeiden. Ein starkes Immunsystem, das neben Bewegung an der frischen Luft auch auf einem gesunden Darmtrakt und damit einer hochwertigen und ausgewogenen Ernährung basiert, sollte trotzdem das erklärte Ziel bei der Hundehaltung sein.
Über den Autor
Kai Nagel ist Geschäftsführer der ältesten Hundefutter-Manufaktur der Welt, Bubeck, die seit 1893 besteht. Geboren in eine Familie mit einer tiefen Verwurzelung in der Landwirtschaft und der Tierernährung, bringt Kai über 50 Jahre Erfahrung und ein umfassendes Verständnis für die Bedürfnisse von Hunden mit. Seit die Familie Nagel die traditionsreiche Firma 1982 übernommen hat, setzt Kai die Vision fort, hochwertige Hundefutterprodukte zu entwickeln, die Gesundheit und Wohlbefinden von Hunden fördern. Mit seiner Leidenschaft für die Tierernährung und seinem umfangreichen Wissen teilt Kai in seinen Blogartikeln wertvolle Tipps und Einblicke, um Hundehaltern zu helfen, die bestmögliche Ernährung für ihre Vierbeiner zu finden. Bubeck füttert die Hunde!
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