Hundewelpen und Katzenkinder können die Menschen in wahres Entzücken versetzen. Überhaupt kann man dem Charme junger Tiere kaum widerstehen. Bambi, das kleine Rehkitz, ist der beste Beweis dafür: So bekommt man Millionen ins Kino und vor den Fernseher. Wer bleibt schon ungerührt, wenn er in die süßen Knopfaugen eines kleinen Kaninchens blickt, wenn ein tollpatschiger Golden Retriever von wenigen Wochen sein Leben genießt oder wenn eine kleine Katze drollig mit einem Wollknäuel spielt. Die sozialen Medien wären halb so voll mit Bildern und Videos, gäbe es keine Fotos und Filme mit vornehmlich jungen Tieren aller Art.
Das Kindchenschema ist schuld
Hauptsächlich ist das sogenannte Kindchenschema Auslöser dafür, dass wir einem schrägen und vor allem putzigen Hundeblick nicht widerstehen können. Der Mensch hat dieses Phänomen als natürliche Veranlagung in die Wiege gelegt bekommen. So wie wir alle Babys süß finden, unser Herz zerschmelzen möchte und wir meist nicht einmal das Weinen eines Säuglings als sonderlich störend empfinden, so rühren auch Welpen und sonstige Jungtiere unsere Gefühle an. Bei Frauen stärker entwickelt, als bei Männern, doch grundsätzlich bei den meisten Menschen vorhanden, soll das Kindchenschema die Akzeptanz und die Versorgung unseres Nachwuchses gewährleisten. Die knopfartigen Augen, due kurze Stuppsnase, die drolligen, viel zu großen Pfoten und das gesamte Verhalten und Aussehen von jungen Tieren wirken ähnlich, wie das Ansehen eines Babys mit dem typischen Aussehen und Verhalten.
Kleine Hunde, Katzen und Co. laufen noch nicht wie selbstverständlich durch die Welt. Sie purzeln, stolpern und laufen tollpatschig durch die Wohnung oder den Garten und lösen Lachen und das bekannte „Oh, ist der süß!“ Gefühl aus. Die Junioren schmatzen und schlabbern beim Fressen und Saufen, schlafen innerhalb von Sekunden in den witzigsten und süßesten Positionen ein und sorgen durch ihre Unbeholfenheit, aber auch ihr unbekümmertes Dasein für manchen erheiternden und eben putzigen Moment. Diese Phase ist wichtig für die Bindung zwischen Haustier und Mensch; hier wird der Grundstein für die Sozialisierung getroffen, beginnt man aber auch mit der Erziehung, was nicht immer so einfach ist, wie es in der Literatur zu lesen steht. Genau erziehungstechnisch liegt nämlich der Haken bei diesem Kindchenschema – wer kann einem Welpen, der offensichtlich nicht gehorcht, in die Wohnung gemacht oder etwas zerbissen hat, böse sein, wenn er doch so herzerweichend lieb mit schrägem Kopf, süßem Blick und gespitzten Ohren zu seinem Herrchen aufblickt?!
Hundewelpen unter sich
In einem Wurf junger Hunde geht es manchmal drunter und drüber – und wir Menschen stehen da und können uns kaum satt sehen. Die klare Aufforderung zum Spielen unter Artgenossen, wieder mit gedrehtem Kopf und spitzen Öhrchen, ist quasi die Aufforderung, das kleine Bündel hochzunehmen, zu herzen und zu knuddeln. Natürlich muss man da auch mal widerstehen, um die Welpen untereinander nicht zu stören und die natürliche Entwicklung durch den Kontakt mit Altersgenossen und der Mutter nicht zu stören. Auch, wenn die Tierchen satt und erschöpft in einem Fellknäuel zum Schlafen kommen, sollte man sie in Ruhe lassen, die Vierbeiner brauchen den Schlaf für ihr Wachstum und ihre gesunde Entfaltung.
Mit der Zeit verlieren sich alle optischen Zeichen des Welpenstadiums; die Tiere werden erst schlaksig, dann langsam erwachsen, wie auch unsere Kinder erst zum Teenager, dann zu erwachsenen Persönlichkeiten heranwachsen. Bis dahin hat sich die Liebe aber so gefestigt und in das gemeinsame Leben integriert, dass es dieses natürliche Empfinden von „Zucker pur“ und die drolligen ersten Schritte ins Leben nicht mehr braucht. Läuft alles gut, brauchen die Kids auf vier Pfoten diesen von der Natur installierten Schutz vor ihrer Umwelt nicht mehr.