Ein gemütliches Schläfchen, gerade noch im Land der Träume, doch dann wird Bello von irgendetwas geweckt. Er guckt ein wenig schläfrig in die Gegend und entschließt sich, aufzustehen. In seinem Alter dauert das schon etwas – und o Gott: Da ist es schon wieder passiert. Eine eindeutig sichtbare Pfütze befindet sich auf dem Hundekissen und einige Tröpfchen finden sich auch noch dort, wo er gerade steht. Schuldbewusst lässt Bello die Ohren hängen. Er weiß dass Frauchen gestern erst vor sich hin gebrummelt hat, als sie das Kissen waschen und außen herum putzen musste. Aber er kann nichts dafür und befindet sich in zahlreicher Gesellschaft, denn viele Hunde im fortgeschrittenen Alter sind inkontinent.
Für Menschen, die Blasenprobleme haben, gibt es allerlei Hilfsmittel, die dieses Problem zumindest kaschieren, sofern die Medizin gegen die Blasenschwäche nichts mehr machen kann. Einlagen für Herren und Damen, einfach in der Unterwäsche zu tragen, saugen auf, was „geschehen“ ist. Für schwerere Fälle stehen Windeln oder dann Katheter (bei bettlägerigen Patienten) zur Wahl: In jeder Situation den richtigen Schutz kauft man einfach im Drogeriebedarf oder im Sanitätshaus. Wer nun denkt, für Hunde seien solche Artikel nicht erhältlich, der irrt sich. Auch für Hunde gibt es abwaschbare Unterlagen, Bauchbinden für Einlagen und sogar Windeln, die das Leben deutlich erleichtern.
Verschiedene Formen der Inkontinenz beim Hund
Die oben beschriebene Situation ist oft anzutreffen – doch gibt es mehrere unterschiedliche Formen der Inkontinenz beim Hund. So kann es durchaus geschehen, dass der Hund während des Schlafens einnässt – ohne davon wirklich etwas mitzubekommen. Erst beim Erwachen stellt er das Malheur fest und verlässt seinen Schlafplatz, der ja nun nicht mehr sauber ist. Je älter Hunde werden, umso kürzer wird auch die Zeitspanne, in der sie den Urin einhalten können. So kommt es vor, dass der Hund merkt, er müsste nun nach draußen, meldet und bis sich der Halter die Jacke anzieht und die Leine anlegt, ist es schon zu spät. Das macht das Tier nicht absichtlich und sollte dafür auch in keiner Form gerügt werden.
Die wohl unangenehmste Form der Inkontinenz ist dauerhaftes Verlieren von Urin und zwar bei jedem Schritt, bei jeder Bewegung, immer tröpfchenweise. Das riecht bald in der ganzen Wohnung, am Hund selbst und überall, wo er geht und steht, schläft und sich aufhält. Egal, welche Form der Inkontinenz bei einem Hund auftritt: Zunächst sollte man zum Tierarzt gehen, um zu erfahren, ob eine Erkrankung hinter den Symptomen steckt oder es sich wirklich um altersbedingte Erscheinungen handelt.
Warum ist mein Hund inkontinent?
Dies ist kein Nachschlagewerk für Tierhalter, die selbst diagnostizieren wollen, sondern nur eine Übersicht der Möglichkeiten, welche Ursachen eine Inkontinenz beim Hund haben könnte. Ohne einen Tierarzt kommt man hier zu keiner schlüssigen Diagnose und kann folglich auch keine eigenen Therapieversuche starten. Es ist auch falsch, die Inkontinenz einfach als solche hinzunehmen und eben mit Windel und Putzlappen den Rest des Hundelebens zu verbringen, wenn es vielleicht eine behebbare Ursache wäre, die hinter dem Problem steckt. Also – für betroffene Hundehalter und ihre Lieblinge gilt: Informieren ja, aber dann schnell einen Termin beim Veterinär machen!
- Eine Blasenentzündung: Wer selbst schon einmal an dieser Infektion erkrankt war weiß, dass man scheinbar dauerhaft zur Toilette rennen könnte, dann aber nur wenig erfolgreich ist. Dafür brennt und schmerzt es ungemein. Auch Hunde können an Blasenentzündungen erkranken und haben die gleichen Beschwerden. Und wenn der Hund meint, dringend zu müssen, wartet er eben nicht immer, bis Herrchen meint, es ist Gassi Zeit. Ein Antibiotikum, genügend Flüssigkeit und Ruhe helfen bei der Heilung.
- (Altersbedingte) Hormonschwankungen: Sinkt der natürliche Hormonspiegel (Östrogen beim Weibchen, Testosteron beim Rüden) kann dies zu Inkontinenz führen. Auch diese Form der Inkontinenz ist medikamentös behandelbar und so gesehen nicht endgültig.
- Nervenschäden, Wirbelsäulenerkrankungen: Bandscheibenprobleme, arthritische Erkrankungen – alle Krankheiten, die den Nerven- und Gelenkapparat, der die unteren Extremitäten versorgt, betreffen, können zu einer Schädigung der Sensibilität der Blase führen. Realisiert das Gehirn nicht mehr, dass die gefüllte Blase eigentlich den sogenannten Harndrang anzeigen sollte, verliert der Hund (wie auch der Mensch) die Kontrolle über die Funktion der Blase.
- Diabetes: Als Folge von Übergewicht oder Bauchspeicheldrüsenproblemen kann es zu einer Diabetes kommen, die den Organismus sehr schädigt. Unter anderem sind auch die Nieren betroffen.
- Hunde-Alzheimer: Der Hund vergisst aufgrund seiner Erkrankung den erlernten Umgang mit alltäglichen Dingen, darunter auch das Wasserlassen zur rechten Zeit am richtigen Ort.
- Psychische Probleme: Umzüge, Todesfälle (Familie oder sogar andere Haustiere), Trennungen usw. können ein Grund für psychisch bedingte Inkontinenz sein.
- Altersschwäche
Kann man gegen Inkontinenz beim Hund etwas machen?
Inkontinenz ist keine klare und vor allem nicht unbedingt eine endgültige Diagnose. Sicher gibt es Fälle, in denen man nichts mehr dagegen unternehmen kann und mit der Tatsache leben muss, dass der Hund seine Probleme hat. Wie in den oberen Abschnitten bereits kurz angerissen, kann die Gabe von Medikamenten durch den Tierarzt durchaus effektiv sein. Hierzu wie immer die gleiche Warnung davor, dem Tier menschliche Präparate zu verabreichen, ohne sich über die Folgen bewusst zu sein. Die Nebenwirkungen können sehr schlimm sein, wobei nicht immer gewährleistet ist, dass die Medizin für den Menschen beim Hund überhaupt etwas bewirkt.
Auch Nahrungsergänzungsmittel stehen eventuell als Maßnahme zur Verfügung. Ein Teil aller diagnostizierten Inkontinenzfälle kann auch durch einen chirurgischen Eingriff behandelt werden. In sehr vielen Fällen muss eine andere Erkrankung beseitigt werden, dass die Inkontinenz sich bessert oder verschwindet (zum Beispiel Blasenentzündung, Wirbelsäulenerkrankungen, Nierenkrankheiten). Über die genauen Optionen und die genaue Funktionsweise einer Operation wird der Tierarzt gründlich beraten und erklären, wie der Eingriff von statten geht.
Falls es sich bei der akuten Inkontinenz um eine Folge einer anderen Erkrankung handelt, tritt diese nicht ohne andere, zumindest hinweisgebende Symptome auf. Großer Durst weist auf Nierenprobleme und / oder Diabetes hin, Appetitlosigkeit ist ein Zeichen dafür, dass es dem Hund nicht gut geht. Lahmheit in den hinteren Läufen ist ein Warnhinweis, aber auch eine allgemeine Lethargie. Durchfall und Brechen sollte man immer ernst nehmen, ebenso unerklärliche Gewichtsschwankungen nach oben oder unten (Wassereinlagerungen?). Erscheint der Hund verwirrt oder kann er sich schlecht orientieren? Hat er Schmerzen oder zeigt er sich verhaltensauffällig?
- Über alle diese Begleiterscheinungen muss man dem Veterinär darüber detailliert Auskunft geben, um ihm eine genaue Ursachenforschung für die Inkontinenz und eine abschließende Diagnose zu erleichtern. Eine Garantie auf vollständige Genesung gibt es leider nicht.
Das Leben mit einem inkontinenten Hund
Es ist keine Freude, einen Hund mit Blasenschwäche in der Familie zu haben. Doch hat der liebe Freund es auch nicht verdient, nur weil sein Alter oder eine Krankheit diese Probleme verursachen, abgeschoben oder gar eingeschläfert zu werden. Es gibt einige Möglichkeiten, sich das Leben auch mit einem blasenschwachen Hund einfacher zu machen. Räume mit Teppichen sind natürlich nun ein hygienisches Defizit – wischbare Böden, am besten Fliesen, lassen sich am leichtesten säubern und desinfizieren. Bei Teppichen kommt es auf Dauer zu einer gehörigen Geruchsbelastung. Auch Läufer und Matten werden sich bald nicht mehr rechtfertigen, es sei denn, sie werden bewusst als waschbare Alternative verwendet.
Wasserdichte Unterlagen sehen nicht schön aus, wenn sie auf dem Wohnzimmerteppich liegen, doch ersparen sie eine größere Renovierung. Parkett und Laminat sind sehr problematisch, da in den Ritzen die Flüssigkeit versickert und der Bodenbelag über kurz oder lang „aufsteht“.
Ansonsten wird wohl nötig sein, einen Schichtplan für vermehrtes Gassigehen aufzustellen. Immerhin muss man alles, was draußen landet, drinnen nicht wegputzen. Auch, wenn es frustrierend ist, nachts wegen ein paar Tröpfchen aus dem Bett zu müssen – der Aufwand lohnt sich schon deswegen, weil der Hund kein schlechtes Gefühl wegen seiner Malheurs haben muss.
Scheuen Sie sich nicht, Windeln oder Bauchbinden für Einlagen zu verwenden, vor allem, wenn Sie zuhause sind. Das kostet Geld und verursacht Müll, erhöht aber den hygienischen Komfort und reduziert die Putzarbeit.
- Zum Schluss zwei ganz wichtige Ermahnungen, die unbedingt zu befolgen sind:
!!! Schimpfen oder gar bestrafen Sie Ihren Hund niemals für etwas, für das er nichts kann !!!
!!! Geben Sie dem Tier trotzdem immer genügend zu trinken!
Durst löst das Problem nicht, im Gegenteil:
Trocknet der Hund aus, wird er krank und kann sogar sterben !!!