Hunde sind als Lebewesen durchaus mit einem eigenen Gefühlsleben ausgestattet, das durchaus auch ins Wanken kommen kann. Zwar gibt es nicht die gleichen Zwangsstörungen, wie sie beim Menschen bekannt sind (Ritzen etc.) doch der Hund zeigt durchaus, wenn sein seelisches Gleichgewicht aus den Fugen geraten ist. Die Ursachen dafür sind vielfältig, können durchaus auch diagnostizierbare medizinische Hintergründe haben und sind in der Regel mit einer besonders auf das jeweilige Verhaltensbild abgestimmten Erziehung und viel Liebe beziehungsweise Geduld wieder zu „heilen“.
Dieser Artikel beschreibt die wichtigsten Probleme und hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Jeder Hund ist ein Individuum mit seiner eigenen Geschichte und seiner eigenen Persönlichkeit – daher kann es bei einzelnen Tieren zu besonderen Verhaltensmustern kommen, die hier nicht aufgelistet sind, die aber als „nicht normal“ anzusehen sind. Sprechen Sie bei Auffälligkeiten mit Ihrem Tierarzt, einem erfahrenen Tiertherapeuten und sorgen Sie so für ein schöneres Leben für Ihren Hund, von dem Sie als Halter letztendlich ebenfalls profitieren.
Welche Verhaltensstörungen gibt es?
- Der Angsthund: Bestimmte Situationen lösen ängstliches oder sogar panisches Verhalten aus. Eine Lärmquelle, zum Beispiel ein Gewitter, sorgt für anhaltendes Zittern, maßloses Hecheln bis fast zum Hyperventilieren. Der Hund will sich im letzten Eck verkriechen oder am liebsten beim Menschen auf dem Schoß sitzen, was etwa bei einem Labrador durchaus für den Halter körperlich eine Herausforderung bedeutet. Manche Hunde mit Angststörungen erbrechen sich vor lauter Panik, setzen Urin ab und sind durch Worte, selbst alt bekannte und ansonsten gut funktionierende Kommandos kaum noch zu erreichen. Sie schalten förmlich ab und erwarten voller Angst scheinbar nur noch ihr eigenes Ende.
- Der aggressive Hund: Egal, ob sich ein fremder Mensch oder ein anderes Tier nähert, sind manche Hunde kaum noch zu bändigen. Sie bellen wie verrückt, sind an der Leine schwer zu halten, durch Kommandos und Zurufe nicht mehr zu zügeln und beißen sogar zu. Ohne die Ursachen erforscht zu haben, landen solche Hunde dann im Tierheim, weil die Halter mit ihnen nicht mehr klar kommen und sich wahrscheinlich auch bereits die eine oder andere gefährliche Situation ergeben hat.
- Der Hund macht in die Wohnung: Nach einem langen Spaziergang kehrt der Hund mit seinem Halter in die Wohnung zurück und hat nichts besseres zu tun, als nun endlich erst einmal seine Geschäfte zu erledigen. Draußen scheint ihn seine Notdurft kaum zu interessieren, oft hat man den Eindruck, als wäre es unmöglich, ihm das korrekte Verhalten beizubringen. Dies bringt natürlich auf Dauer hygienische Probleme mit sich – auch hier geben Hundehalter oftmals auf und trennen sich vom ansonsten liebgewonnenen Tier.
- Der Hund leckt sich wund: Dauerhaftes Lecken an einer bestimmten Stelle hat unter Umständen psychische Ursachen. Die sogenannten Leckstellen sind nach einiger Zeit frei von Fell, die Haut zeigt Reizungen bis hin zu einer bereits blutigen Beschaffenheit.
- Problemhund beim Alleinsein: Der Hund ist ein braves und vorbildlich erzogenes Haustier – bis zu dem Moment, in welchem sich die Türe hinter seinem Menschen schließt. Dann beginnt entweder ein Konzert aus ununterbrochenem Jaulen und Bellen oder das Tier beginnt, die Wohnung zu zerlegen – oder beide Auffälligkeiten vereinen sich zu einem Problem.
- Manchmal treten diese Verhaltensstörungen nicht einzeln, sondern in Kombination auf, was die Problematik für den Halter nicht unbedingt vereinfacht.
Welche Ursachen haben Verhaltensstörungen beim Hund
- Organische Ursachen: Für manche Verhaltensauffälligkeiten bei Hunden kann es durchaus organische Ursachen geben. Wie auch Menschen reagieren Hunde zum Beispiel auf eine Schilddrüsenerkrankung (zum Beispiel Unterfunktion) mit auffälligem Verhalten. Für das dauerhafte Lecken an einer Körperstelle muss herausgefunden werden, ob ein Ekzem vorliegt oder ein akuter Befall mit Parasiten die Ursache sein könnte. Juckende Haut ist zum Beispiel auch die Folge einer Nahrungsmittelunverträglichkeit. Erst, wenn alle medizinisch diagnostizierbaren Ursachen ausgeschlossen sind, muss man an die Psyche des Tieres herangehen, um hier mit Geduld und Liebe die auslösenden Faktoren zu beseitigen.
- Schlechte Erlebnisse: Gerade Hunde aus dem Tierschutz haben oft schon eine Menge hinter sich, wenn sie endlich in gute Hände geholt werden. Die neuen Halter haben dann einen schweren Stand, denn sie brauchen einen langen Atem, um wenigstens ein wenig Vertrauen aufzubauen, damit sie mit dem Hund arbeiten können. Erst, wenn die Hunde merken, dass sie bei der neuen Familie keine Schläge zu erwarten haben, regelmäßig gutes Fressen bekommen und nicht weggesperrt oder weggejagt werden, legen sich manche Verhaltensmuster von selbst, andere müssen durch Training und Erziehung beseitigt werden.
- Unterbeschäftigung / Unterforderung: Ein Husky als Sofahund, ein Border Collie ohne richtige Auslastung – das sind nur zwei Beispiele für eine für bestimmte Rassen katastrophale Haltung, die sich dann letztendlich auch in Verhaltensstörungen auswirkt. Hunde, die wie verrückt, als wären sie auf Drogen, mit einem Ball oder Stöckchen spielen oder aber dann die Wohnung in ein Schlachtfeld verwandeln und alles kaputt machen, sind die Folge davon, wenn sich Menschen nicht über die Ansprüche einer Rasse erkundigen, wenn sie sich ein Tier ins Haus holen. Der Jack Russell ist nun einmal kein Hund, der ein ruhiges Leben auf dem Schoß des Menschen führen will. Er will gefordert und beschäftigt werden und wenn der Mensch diese Vorgaben nicht erfüllt, rächt sich das Tier naturgemäß und ohne böse Absicht dafür in einem schier unkontrollierbaren unerwünschten Verhalten.
- Mangelhafte Erziehung /Sozialisierung: Verhaltensstörungen ergeben sich auch aus einer falschen oder unzureichenden Erziehung des Hundes. So haben manche Rassen einen besonderen Schutztrieb, den man ihnen aberziehen sollte, damit sie nicht aggressiv auf vermeintliche Eindringlinge reagieren. Mensch oder Tier werden als Gefahr für das Rudel identifiziert und abgewehrt. Bellen, Zähnefletschen und Beißen müssen als Anzeichen unter Kontrolle gebracht werden. Ein ähnlicher Naturinstinkt ist der Jagdtrieb; auch dieser muss in der Welpenschule schon unter die Lupe genommen und eingedämmt werden, damit man mit dem Hund im Park beim Spaziergang keine Probleme bekommt.
- Aggressivität kann aber auch ein Zeichen für Angst sein
Vorgehen bei Verhaltensstörungen
Strafen verschlimmern die Situation oft drastisch!
Für das seelische Leid, das der Hund durchmacht, auch noch Strafen (Anschreien, Ausschimpfen, Einsperren oder gar Schläge) zu erhalten, kann die Psyche des Tieres nachhaltig schädigen! Bevor Sie zu solchen Methoden greifen, bewahren Sie Ruhe und befolgen Sie die im Folgenden genannten Hilfsmöglichkeiten.
Gehen Sie zum Tierarzt!
Schon alleine, um eventuelle organische Ursachen auszuschließen beziehungsweise zu behandeln, muss ein Termin beim Tierarzt anberaumt werden. Ergibt die Untersuchung keinen Befund, der die Problematik beheben kann, hat der Veterinär dennoch Erfahrung mit ähnlichen Fällen, kann Therapien und Therapeuten empfehlen beziehungsweise beratschlagen, ob man gegen manche Auffälligkeiten medikamentös vorgehen kann, um das seelische Gleichgewicht des Hundes wieder herzustellen.
Holen Sie sich die Hilfe eines Tiertherapeuten!
Es kann durchaus sein, dass es für den Halter unangenehm wird, wenn ein Tiertherapeut ins Haus kommt. Oftmals nicht mit Absicht, sondern eher aufgrund Unerfahrenheit und Unwissenheit machen Hundehalter Fehler, die ihnen selbst gar nicht bewusst sind. Aufgabe eines Tiertherapeuten ist es auch, die Haltungsbedingungen unter die Lupe zu nehmen. Leider muss man sich dann die Kritik auch gefallen lassen – oftmals ist man wie blind und die Lösung von Verhaltensproblemen ist mit kleinen Veränderungen im Alltag bereits geschafft. Kompetenz und Objektivität sind die klaren Vorteile, die man mit dem Therapeuten ins Haus holt.
Nutzen Sie Therapiemöglichkeiten, auch wenn sie Geld kosten!
Zum Wohle Ihres Haustieres und Ihres Familienfriedens müssen Sie vielleicht für einige Zeit, eventuell aber auch ein Tierleben lang etwas tiefer in das Portemonnaie greifen. Verhaltensauffälligkeiten beim Hund können mit Erziehung, aber auch mit speziellen Therapien behandelt werden. Tiertherapeuten wissen auch, in welchen Fällen beispielsweise Pheromone, Bachblüten Rescue Tropfen oder andere Naturheilmittel oder Pharmazeutika eingesetzt werden.
Das wichtigste im Überblick:
- Eine frühzeitige und adäquate Erziehung ab dem Welpenalter senkt das Risiko von Verhaltensstörungen
- Halter und Hund müssen zusammen passen – die ausgewählte Rasse sollte auf ihre Eignung für die eigenen Gewohnheiten überprüft werden, BEEVOR ein Hund in eine nicht geeignete Haltung geholt wird.
- Strafen sind keine Therapie! Erziehung funktioniert über Geduld und Training, Lob und Belohnung von guten Leistungen.
- Auch bei älteren Hunden, zum Beispiel aus dem Tierheim, kann man noch vieles erreichen, indem man zum einen eine sichere Burg schafft, in der das Tier Vertrauen aufbauen kann, zum anderen aber durch Therapien und andere Hilfen das Fehlverhalten abstellt.
- Die besten Heilmittel sind Liebe und Verständnis.