So ein Katzenleben ist doch herrlich! Meist nach einem festen Ritual und in etwa zur gleichen Tageszeit wird endlich der Futternapf der Katze gefüllt. Meist kann es das Tier schon gar nicht mehr erwarten. Es dreht einige Runden um die Füße seines menschlichen „Dosenöffners“, schnurrt dabei laut vernehmlich und lässt sich auch zu hörbarem Meckern in Katzensprache hinreißen, wenn es mal ausnahmsweise etwas später wird. Auf diese Weise werden täglich viele Katzen vor dem scheinbar schon um die Ecke lauernden Hungertod errettet.
Kaum ist die Futterschüssel gefüllt, wird gemütlich gemampft, dabei mehr oder weniger laut geschmatzt und vielleicht sogar zunächst einmal der größte Hunger durch eiliges Schlingen gestillt. Nach dem Mahl erfolgt immer das gleiche, gefühlt Stunden dauernde Ritual des intensiven Putzens. Erst dann geht es – vielleicht noch mit einem Ausflug über das Katzenklo – auf ein schmusiges Plätzchen, an welchem ein ausgiebiges Verdauungsschläfchen gehalten wird.
Die Ansprüche der Katze sind in der Regel nicht sehr hoch – solange ein Futter akzeptiert wird, wird es auch gefressen. Nur wenige Tiere zeigen ein besonderes Fressverhalten, das aber meistens vom Menschen antrainiert wird. Wer täglich feinstes Dosenfutter serviert bekommt, wird sich nicht auf einmal mit fadem Trockenfutter zufrieden geben – und wenn in einem Dosenfutter über Jahre tolle Lockstoffe und Geschmacksverstärker den Appetit ins Unermessliche gesteigert haben, ist die eher natürlich konzipierte Katzenmahlzeit vielleicht momentan eher eine für das Tier unbegreifliche Frechheit. Es ist also Tatsache, dass man Katzen gerne nachsagt, verwöhnt zu sein – derjenige, der das aber zu verursachen hat, ist der Mensch. Die Katze an sich ist ein Fleischfresser und wenn die Nahrung diese Ansprüche erfüllt, ist sie prinzipiell auch damit zufrieden.
Auffälligkeiten rechtzeitig erkennen
Es kann schon ausnahmsweise vorkommen, dass nach einem aufregenden Freigang oder einer aktiven Spielzeit das Schläfchen gerade so wohltuend ist, das die Fütterungszeit im wahrsten Sinne des Wortes verpennt wird. Meist reicht aber das Geräusch des Dosenöffnens, das Betätigen der Schranktür, in dem der Futtervorrat gelagert ist oder ein leises Klappern des Napfes, um den Schlaf prompt zu beenden und das oben beschriebene Verhalten einzuleiten. Bleibt die Katze dann desinteressiert liegen, ist das schon mehr als denkwürdig. Immer wieder kommt es auch vor, dass die Katze wie gewohnt ihr drohendes Verhungern ankündigt, doch in dem Moment, wenn der Napf endlich an der gewohnten Stelle steht, dreht sich das Tier angewidert weg und sucht das Weite. Geschieht das einmal und ist am nächsten Tag alles wieder in Ordnung, muss der Sache keine weitere Bedeutung beigemessen werden. Doch hält dieses Verhalten längere Zeit an, muss Ursachenforschung betrieben werden.
Ursachen für Nahrungsverweigerung
Es gibt sehr unterschiedliche Gründe dafür, warum der eigentlich propere Stubentiger nichts fressen mag oder nur einige wenige Bissen nimmt und dann wieder vom Fressplatz weggeht beziehungsweise gar nicht erst hinkommt. Manche Ursachen lassen sich leicht beheben, andere sind ein Grund, baldmöglichst einen Tierarzt aufzusuchen.
1. Futterumstelllung
Der häufigste Grund, warum eine Katze das Futter nicht mehr annimmt, ist eine Umstellung des Angebotes. Sei es, dass das gewohnte Produkt nicht mehr erhältlich war und man eine Alternative gekauft hat, oder dass der Hersteller die Rezeptur verändert hat: Schmeckt das Futter anders oder hat eine veränderte Konsistenz, kann dies schon mal zu Verweigerungshaltung führen. Die Frage ist, wie lange man nun als Katzenbesitzer hartnäckig bleiben kann, um vielleicht den Hunger der Katze als Partner ins Boot zu holen. Manchmal funktioniert das – allerdings sollte man nicht zu lange warten, u keinen größeren Gewichtsverlust beziehungsweise eine Mangelversorgung zu riskieren. Gern löst der Hunger aber auch Fehlverhalten aus, das nur allzu natürlich ist. Auf der Suche nach Essbarem wird dann von der Samtpfote eben eine Diebestour durch die Küche gestartet, obwohl man das bisher von der eigenen Katze gar nicht kannte. Liegt die Futterverweigerung wirklich nur am Produkt, ändert sich das Verhalten aber wieder, wenn das Tier mit dem Nahrungsangebot wieder zufrieden ist.
2. Zahnprobleme
Ein schlechter Zahn oder eine Verletzung im Mundraum können große Schmerzen bereiten. Es ist nur natürlich, dass dann das beste Futter nicht schmecken will. Viele Katzen tolerieren es nicht, wenn man ihnen ans Maul fassen will und die Zähne oder das Zahnfleisch kontrollieren möchte. Deswegen sollte man einen Verdacht beim Tierarzt abklären lassen. Sind die Probleme behoben, wird die Katze bald auch wieder ganz normal fressen.
3. Irritationen im Rachen oder Hals
Ein Knochensplitter der letzen Maus oder andere Gegenstände, die aus Versehen oder ganz absichtlich von der Katze verspeist wurden, können Verletzungen im Rachen und Hals verursachen. Nicht selten entzündet sich eine solche Irritation ganz böse, umso mehr, wenn der Fremdkörper sogar noch in der Wunde steckt. Da neben den Schluckproblemen auch Erstickungsgefahr, zum Beispiel durch Anschwellen der Wunde, besteht, sollte man auch in diesem Fall bald zum Tierarzt gehen.
4. Magenverstimmung
Eine Katze weiß in der Regel, was sie fressen will und was nicht. Dennoch geschieht es ab und an, dass sie sich eine Magenverstimmung einfängt, weil sie etwas scheinbar Verlockendes auf Nachbars Kompost gefunden hat oder eine Maus gefressen hat, die wiederum etwas Schlechtes in ihrem Magen hatte. Oft geht in solchen Fällen die Futterverweigerung mit Erbrechen und/ oder Durchfall einher. Halten Brechreiz und Fastenkur an, bitte auch vom Veterinär abklären lassen!
5. Parasitenbefall im Darmtrakt
Geht die Katze nicht mehr mit Appetit an ihren Napf, kann dies auch ein Hinweis auf Darmparasiten sein. Ist die letzte Entwurmung vielleicht schon ein Weilchen her? Es schadet nicht, eine Wurmkur zu starten – übrigens auch bei übermäßigem Appetit, der unter Umständen auf einen Bandwurm zurückzuführen sein kann.
6. Ernste Erkrankungen
So, wie auch wir Menschen bei ernsten Erkrankungen wenig oder keinen Appetit haben, kann dies auch bei unseren Haustieren der Fall sein. Der ohnehin geschwächte Organismus wird dann noch weiter seiner Energie beraubt. Nierenleiden, Lebererkrankungen, Krebs – meist in fortgeschrittenem Stadium – und andere schlimme Ursachen können also ebenso hinter der plötzlich oder schleichend auftretenden Nahrungsverweigerung stecken.
7. Vergiftungen
Es muss nicht der direkt für die Katze ausgelegte Giftköder sein – es reicht auch ein Nager, der zuvor an einem Rattengift genascht hat, als zufällige Beute. Auch auf diesem Umweg kann es zu Vergiftungen kommen, die meist drastische Konsequenzen haben und leider nur allzu oft tödlich enden. Je nach Art und Menge des gefressenen Giftes kann selbst der schnellste Besuch in einer Tierklinik manchmal schon zu spät sein. Katzenbesitzer mit Freigängern sollten also selbst, aber auch in der Nachbarschaft auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Schädlingsbekämpfungsmitteln (Lebendfallen?) achten.
Wichtig!
✎ Länger als 24 Stunden sollte eine Katze nicht ohne Futter bleiben, da sonst lebensbedrohliche Stoffwechsel Probleme auftreten könnten. Bieten Sie in dieser Zeitspanne immer wieder etwas im sauberen Napf an, zwingen Sie das Tier aber keinesfalls zum Fressen. Ist beim Tierarztbesuch die Diagnose erst gefunden, wird eine entsprechende Therapie auch bald Erfolg zeigen – es sei denn, die Erkrankung oder Vergiftung ist so weit fortgeschritten, dass das Tier von seinem Leid nur noch erlöst werden kann.
✎ Wassermangel hat ebenfalls schlimme Folgen, weswegen auch bei kompletter Nahrungsverweigerung auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme geachtet werden muss. Trinkt die Katze gar nicht, darf man nicht 24 Stunden warten, bis der Tierarzt konsultiert werden muss.
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