Folgende Situation: Eine Familie mit Hund wohnt abgelegen, der Vater ist LKW Fahrer. Er kommt mit seinem Fahrzeug nach Feierabend nach Hause, fährt morgens wieder weg. Beim Familienhund ist die Freude riesig, wenn das Rudel wieder komplett, sprich, Herrchen wieder zuhause ist. Am Haus der Familie fährt mancher Holzlastzug, die Müllabfuhr und manch anderes schwere Gerät vorbei: Für uns Menschen klingt das alles gleich. Der vierbeinige Hüter von Haus und Hof dieser Familie bleibt bei allen fremden Fahrzeugen absolut ungerührt auf seinem Platz liegen – doch das Fahrzeug seines Herrchens ist noch gar nicht in Sicht, da beginnt schon der tägliche Freudentaumel über die Rückkehr des so schmerzlich vermissten Menschen. Das stellt sich die Frage: Kann dieser Hund hellsehen? Weiß er, dass nun seine Welt gleich wieder in Ordnung, die Familie wieder komplett ist?
Ähnlich ist die Situation auch in einem Mietshaus: Hunderte Menschen gehen an der Wohnungstür vorbei, die Treppe herauf und hinunter – der Hund rührt sich nicht von seiner Decke. Doch kaum öffnet sich die Haustüre und eine Bezugsperson, zum Beispiel das Schulkind auf dem Heimweg, betritt das Treppenhaus, flippt Bello nahezu aus, wedelt wie verrückt und freut sich wie das sprichwörtliche Schnitzel. Wusste auch hier der Hund wieder, dass nun ein Lieblingsmensch auf dem Weg zur Türe ist und bald begrüßt werden kann? Man hat oftmals den Eindruck, dass Hunde wirklich kleine Hellseher sind und Dinge vorausahnen, von denen wir Menschen noch keinen blassen Schimmer haben.
Der Himmel ist noch strahlend blau, kaum ein Wölkchen zu sehen. Irgendwie aber benimmt sich der Hund komisch, verkriecht sich oder sucht verzweifelt die Nähe seiner Menschen. Etliche Zeit später weiß der Hundehalter warum: Ein kräftiges Gewitter zieht auf. Hunde sind wohl kaum fähig, den Wetterbericht zu verstehen – wissen aber trotzdem, dass das Unwetter im Anmarsch ist.
Wer sich ein wenig mit dem Thema Hund befasst, erfährt schnell, wie ausgeprägt alle Sinne bei diesem Tier sind: Geruchssinn, das Gehör: Da kann der Mensch nicht im Ansatz mithalten. Deswegen sind wir Menschen einfach nur ahnungslos, während Hund schon längst gehört oder gerochen haben, dass etwas geschieht. Wie oft liest man von Geschichten, in denen Tiere den Besitzern das Leben gerettet haben, weil sie einen Brand gemeldet haben. In Wahrheit will der Hund hier eher in zweiter Linie seine Besitzer beschützen. Alle liegen in tiefem Schlaf, riechen noch nichts und bekommen auch sonst nichts mit. Der Hund ist quasi alleine und riecht aber schon, dass Gefahr im Verzug ist. Er braucht nun seinen Menschen als Hilfe, denn Feuer ist „böse“. Durch lautes Bellen, kratzen mit den Pfoten und Jaulen sucht der Hund nun Aufmerksamkeit, um eigentlich sein eigenes Leben zu bewahren. Dass er damit den Menschen das Leben rettet, ist ihm eigentlich in dem Moment vollkommen egal – das ist der positive Nebeneffekt seiner Wahrnehmung und seines Instinktes, sich selbst (und auch das Rudel) zu schützen.
Zu den beiden oben genannten Situationen lässt sich also folgendes erklären: Der Hund hört eher, besser und feiner, als der Mensch: Die kleinsten Unterschiede in einem Motorengeräusch, das für uns nicht hörbare Quetschen oder Rasseln an einem Fahrzeug: Das sind die Merkmale, an denen sie festmachen: Wenn ich das höre, kommt gleich mein Mensch nach Hause. Die Art zu gehen, die Geräusche einer Sohle, der Klang eines Schlüssels – so erkennen die Tiere, dass das kleine Frauchen oder Herrchen von der Schule nach Hause kommt, noch bevor wir Menschen überhaupt eine Ahnung davon haben. Natürlich gibt es auch bei Hunden unterschiedliche Begabungen, Charaktere und Begabungen beziehungsweise Motivationen - deswegen sind manche Tiere auch, eher untypisch zwar, aber solch ausgeprägte Couchkartoffeln, dass man denken könnte, sie seien taub, blind und hätten gar keine Nase.