In der medizinischen Fachsprache wird ein Harnstein Urolith genannt. Sie haben unterschiedliche Ursachen und bleiben oftmals längere Zeit unentdeckt. Erst ab einem gewissen Stadium bereiten sie Schmerzen – dann ist relativ schnell Handlungsbedarf angezeigt. Auch in der Bekämpfung von Harnsteinen gibt es unterschiedliche Methoden. „Urolithiasis“ (Mehrzahl von Urolith) ist ein Sammelbegriff für Nierensteine, Blasensteine, Harnleitersteine und Harnröhrensteine. Die Bezeichnung hat nichts mit der Ursache zu tun, sondern identifiziert einfach die genaue Lage des Harnsteines. Vereinfacht kann man sagen, dass ein Harnstein ein vom Körper gebildeter Fremdkörper im Hohlraumsystem des Harnsystems ist. Es sind mehrere Harnsteinformen bekannt, unterschieden nach ihrer Zusammensetzung aus verschiedenen Stoffen. Neben anderen sind dies Struvitsteine (häufigste Form des Harnsteines), Kalziumoxalat- und Silikatsteine (am seltensten festgestellt).
Wie auch beim Menschen treten Harnsteine beispielsweise nach Nierenentzündungen oder in Zusammenhang mit einer Diabetes Erkrankung auf. Nach einer abgeheilten Nierenentzündung dauert es allerdings noch eine geraume Zeit, bis sich die Harnsteine zu einer Größe entwickelt haben, die Schmerzen verursacht. Auch durch vererbbare und somit ab Geburt vorhandene Störungen des Stoffwechsels können sich Harnsteine bilden. Es ist nicht gesagt, dass nach einer erfolgreichen Entfernung nicht erneut Urolithe auftreten und dies bei mangelnder Prophylaxe nicht sogar ein lebenslanges Problem bleiben kann.
Die Entstehung eines Harnsteines
Ganz unabhängig, welches Lebewesen einen Harnstein hat, erfolgt die Bildung immer auf die gleiche Weise. Winzige Kristalle im Urin schließen sich zusammen und vergrößern sich auf diese Weise immer weiter, bis sie schließlich eine symptomatisch relevante Größe erreichen. Weder die winzigen Kristalle noch kleinere Steine werden bemerkt; erst, wenn zum Beispiel der Harnleiter verstopft oder andere Beeinträchtigungen auftreten, kommt es zu Beschwerden. Die Bildung ist zum Beispiel abhängig vom pH-Wert des Urins, aber auch von der Häufigkeit, in der die diversen Kristalle im Harnsystem auftreten. Der pH-Wert in der Blase ist übrigens – neben anderen beeinflussenden Faktoren – auch ernährungsabhängig.
Die Ursachen von Harnsteinen
Neben der weiter oben bereits kurz angesprochenen erblichen Vorbelastung (fragen Sie hierzu beispielsweise beim Züchter nach, wenn Sie einen Welpen kaufen), ist eine falsche Ernährung eine der Hauptursachen von Harnsteinbildung. Von bestimmten Stoffen kann der Hund nur einen bestimmten Teil verarbeiten. Der „Überschuss“ wird ausgeschieden. Befinden sich bestimmte überschüssige Stoffe anhaltend im Urin, kommt es zur Kristallbildung – die Harnsteine entstehen.
Begünstigt wird die Entstehung durch (entzündliche) Erkrankungen des Harnsystems (Blasenentzündungen), aber auch durch chronische Stoffwechselkrankheiten. Eine weitere Ursache können Lebererkrankungen sein, bei denen es zu Funktionsstörungen des Organs kommt. Ist eine Hunderasse besonders anfällig für Nierenleiden, liegt es nahe, sie ab und an auch auf Harnsteine untersuchen zu lassen. Werden diese behandelt, bevor es zu (oft Kolik-artigen) Beschwerden kommt, bleibt dem Hund viel Leid erspart.
Flüssigkeitsmangel kann auch ein Faktor für die Harnsteinentstehung sein. Hunde – wie auch Menschen – brauchen für einen funktionierenden Organismus eine bestimmte Mindestmenge an Flüssigkeit pro Tag, damit unter anderem die Ausscheidung reibungslos funktioniert. In einem ausgetrockneten Körper wird die Bildung von Harnsteinen begünstigt.
Symptome bei Harnsteinen
Noch bevor es zu den ersten blutigen Spuren im Urin kommt, zeigt der Hund eindeutige Anzeichen für die Existenz von Harnsteinen. So kann er sein kleines Geschäft nicht mehr ohne Probleme erledigen. Adas Tier wird einige Male ansetzen und nach nur wenig abgelassenem Urin wieder aufhören. Leises Fiepen oder Jaulen als Zeichen von Schmerzen zeigen deutlich: Es ist etwas nicht in Ordnung. Blut im Urin kommt von den Reibungen der Kristalle an den Schleimhäuten im Harnsystem. Kommt es durch einen oder mehrere Harnsteine zum völligen Verschluss zum Beispiel des Harnleiters oder des Blasenausgangs, kann der Hund keinen Urin mehr absetzen. Die Blase ist prall gefüllt, der Hund äußerst drucksensibel (beim Abtasten, Hinlegen…). Nun besteht Lebensgefahr – ohne Aufschub ist nun umgehend tierärztliche Soforthilfe erforderlich, ansonsten kann der Hund versterben.
Behandlung von Harnsteinen
Die Behandlung von Harnsteinen ist nur mit der Hilfe eines Tierarztes möglich. Dieser stellt fest, wie sich die Steine zusammensetzen, wo sie genau liegen und wie groß sie sind. Je nach Situation und daraus gebotener Eile gibt es unterschiedliche Therapieansätze. Am wirksamsten und schnellsten ist der chirurgische Eingriff, der dafür sorgt, dass die Steine aus dem Körper kommen. Eine Narkose und die Heilung der Operationswunde können hier Komplikationen verursachen. Sind die Harnsteine noch nicht so groß, dass es zu ernsten Beschwerden kommt, können sie ausgespült werden. Dazu kommt eventuell ein Katheter zum Einsatz – manchmal werden die Harnsteine auch vorher (durch gezielt eingesetzte Lasertechnik) zertrümmert oder medikamentös verkleinert. Beim „Ausspülen“ werden die Harnsteine beziehungsweise deren Reste aber letztendlich auf natürlichem Wege ausgeschieden. Gegen bestimmte Harnsteinformen wirken Medikamente, die zum Beispiel für eine Änderung des pH-Wertes im Harnsystem sorgen, wodurch sich die Steine auflösen.
Vorbeugung bzw. Vermeidung von erneuter Erkrankung
Der Tierarzt entscheidet bei entsprechender Vorbelastung durch Rasse oder Zuchtstall, ob eine medikamentöse Prophylaxe gegen Harnsteine erforderlich ist, oder ob eine gewisse Beachtung des Problems bei der Ernährung eines Hundes ausreicht. Bei der Prophylaxe gegen (erneute) Harnsteinbildung ist es wichtig, soweit möglich jene Stoffe aus dem Körper zu halten, die für die Harnsteinbildung verantwortlich sind. Zumindest muss aber darauf geachtet werden, dass die auslösenden Stoffe in ihrer Konzentration so gering wie möglich sind beziehungsweise dass man deren Auflösung im Urin unterstützt.
Strikte Regel ist die kontinuierliche Beobachtung des Hundes in Hinblick auf seine Flüssigkeitszufuhr. Mag das Tier nicht ausreichend trinken, bleibt neben einer parenteralen Flüssigkeitszufuhr als letzter Ausweg, zum Beispiel während einer Krankheit, nur der Trick, dem Futter bei jeder Portion eine möglichst hohe Menge Wasser zuzufügen.
Nachdem der Tierarzt die Zusammensetzung der Harnsteine festgestellt hat, wird er genaue Anweisungen darüber aussprechen, in wie weit die Ernährung eines Hundes umzustellen ist. Nahrungsergänzungsmittel oder bestimmte Zusatzfuttermittel können Abhilfe schaffen – falls nicht eine medikamentöse Unterstützung (meist lebenslang) erforderlich ist.