Schon ganz lange ist bewiesen, dass es für Kinder gut ist, zusammen mit Haustieren aufzuwachsen. Sei es, dass die Kleinen es lernen, Verantwortung für ein lebendes Wesen zu übernehmen, einen geduldigen Kumpel und lustigen Spielkameraden gewinnen: Es bringt fast nur Vorteile mit sich, einen Hund in die Familie zu holen, sofern es aus gesundheitlichen, finanziellen und auf die Wohnsituation bezogenen Gründen möglich ist. Wichtig ist, den Einzug eines Hundes gut vorzubereiten, keinen „Schnellschuss“ in Form einer zu spontanen Entscheidung zu machen und es damit dem Tier, den Kindern und auch sich selbst zu ermöglichen, zu einer Bilderbuchfamilie zusammen zu wachsen. Ein Gesichtspunkt bei dieser Vorbereitung ist es auch, sich für eine geeignete Rasse beziehungsweise einen Mischlingshund mit charakterlicher Eignung zu entscheiden.
Voraussetzungen, überhaupt einen Hund anzuschaffen
Um einem Hund ein gutes Zuhause zu bieten, müssen mehrere Voraussetzungen stimmen. Deswegen ist eine gründliche Vorbereitung unerlässlich. Es wäre für das Tier und auch Kinder fatal, eine Bindung zu schaffen, die dann aus unabänderlichen Gründen wieder zerstört werden müsste. In Haushalten ohne Tier muss also zunächst einmal diskutiert werden, ob die Wohnsituation und die finanzielle Lage es überhaupt zulassen, sich einen vierbeinigen Spielkameraden anzuschaffen.
Wohnung, Auslauf, Kosten überdenken!
Genügend Platz in der Wohnung und im Haus ist wichtig, aber auch die Möglichkeit für Auslauf (zumindest ein Park oder eine Wiese in erreichbarer Nähe) und gemeinsames Spiel muss gegeben sein. Ein Hund braucht Futter, Fellpflege, Impfungen und muss entwurmt werden – und auch für eventuelle Krankheiten beziehungsweise Verletzungen sollte ein Tierarzt-Budget zur Verfügung stehen. Natürlich weiß man nie, was die Zukunft bringt und hat es auch nicht in der Hand, wie Gesundheit und Job in einigen Jahren aussehen – doch in zur Zeit der Anschaffung des Tieres schon in finanziellen Nöten zu sein, schafft eine eher schlechte Ausgangslage, die meistens zu Lasten des Hundes und seiner Gesundheit geht.
Der wichtige Faktor Zeit
Ein Hund fordert Zeit und einen strukturierten Tagesablauf. Er ist keine Sache, die sich stumm stellen und ausschalten lässt, wie eine Spielkonsole. Das muss im Familienkreis besprochen werden. Erst, wenn eine Vereinbarung getroffen ist, darf Bello Einzug halten. Zwei berufstätige Eltern, Kinder mit Schulpflicht und Hobbys: Wer erledigt wann das Füttern und Gassigehen? Wie lange muss das Tier im schlimmsten Fall alleine bleiben? Hier sollte das Gewissen mitreden und die Entscheidung gegen einen Hund fallen, sofern langes Alleinsein und die Vernachlässigung der Grundbedürfnisse des Tieres auch nur annähernd zu befürchten sind.
Gesundheitliche (Ausschluss-)Gründe
Um festzustellen, ob Eltern oder Kinder vielleicht an einer Tierhaarallergie leiden, empfiehlt es sich, einige Male im Tierheim vorbeizuschauen. Zeigen sich bei nur einem Familienmitglied Symptome, wie sie beim Heuschnupfen auftreten oder gar asthmatische Auffälligkeiten beziehungsweise Hautausschläge, ist es wohl leider ausgeschlossen, einen Hund ins Haus zu holen. Ein weiteres Thema sind geistige oder körperliche Behinderungen der Menschen, die ein Haustier zu sich nehmen wollen. Erfahrungsgemäß sind gerade Hunde für Menschen (Kinder) mit Handicap eine Bereicherung – aber eben nicht für alle. In solchen Fällen muss zunächst mit behandelnden Ärzten gesprochen werden, bevor Mensch und Tier langsam aneinander gewöhnt und zusammengeführt werden können. Die Möglichkeit, sich einen Therapiehund ins Haus zu holen, statt einfach nur ein Haustier anzuschaffen, sollte überdacht werden. Gerade im Zusammenleben von Menschen mit Handicap und Hunden kommt es auf den Charakter und die Rasse des Tieres an, ob diese Gemeinschaft funktionieren kann.
Die besten Familien Hunderassen
Wenn nach all den im Vorfeld beschriebenen Überlegungen die Entscheidung für einen Hund getroffen werden konnte, bleibt immer noch die Wahl der Rasse. Hier darf keinesfalls ausschließlich nach Mode oder süßer Optik entschieden werden! Viel wichtiger sind die Charaktereigenschaften des Tieres, die sich allerdings auch mit den Gewohnheiten der Familie vereinbaren lassen müssen. Die sportbegeisterte, aktive Familie, die den Vierbeiner mit zum Joggen, Walken, Wandern und so weiter mitnehmen möchte, braucht einen anderen Hund, als die eher gemächliche, Sofa-affine Gegenpartei, für die jeder Meter Fußweg schon als außergewöhnliche Belastung zählt.
Zieht in letztere Familie ein arbeitswilliger, agiler und leistungsorientierter Hund ein, geht diese Gemeinschaft sicher schief. Muss die Sportler-Family jedes Mal diskutieren, dass sich ein behäbiger Hund einmal von seinem Platz erhebt, ist auch hier eine beide Seiten belastende Fehlentscheidung getroffen. Jack Russell Terrier, Border Collies, Huskies und andere sehr aktive Hunde brauchen ein entsprechendes Zuhause mit der nötigen Portion Zuwendung. Diese Zuwendung erfolgt in Form von Ausbildung, Arbeitspensum (Spiel, Spaß, Bewegung, Auslauf, Beschäftigung mit rassegeeigneten Aufgaben) und somit einer Menge Zeit und Engagement.
Eine pauschale Empfehlung, welche Rasse für Familien geeignet ist, kann somit eigentlich nicht gegeben werden, wenngleich es natürlich Hitlisten gibt. Da jedoch nicht jede Wohnung einem Golden Retriever oder Labrador Platz bieten kann, muss je nach den individuellen Voraussetzungen eine passende Entscheidung fallen – nicht unbedingt für einen Rassehund übrigens. Die Tierheime sind voll von Mischlingen, die ein Zuhause suchen. Hier Welpen oder „Schnäppchen“ Rassetiere zu suchen, wäre die falsche Erwartung, da deutlich mehr Mischlinge und ältere Hunde auf neue, liebevolle Besitzer warten. Nicht jeder Tierheim Hund ist familientauglich – aber erfahrene Tierpfleger in diesen Einrichtungen ermöglichen Treffen auf Probe, sprechen Empfehlungen aus und sorgen so für eine vernünftige Vorbereitung.
Welche (Charakter-)Eigenschaften braucht ein Familienhund?
Wie bereits ausführlich beschrieben, gibt es den pauschalen Familienhund nicht. Deswegen sollte man sich im Familienrat darauf einigen, welche Eigenschaften der Vierbeiner mitbringen soll, damit das Zusammenleben funktioniert. Einige Schlagworte die in die Entscheidung mit einfließen sollen:
Gehorsam und rassebezogenes Aggressionspotential – Hier klafft die Schere, überspitzt gesagt, zwischen Schoßhündchen und Kampfhund. Eine Hundeschule ist bei jedem „neuen Hund“ anzuraten, doch gibt es deutliche Unterschiede in den natürlichen Anlagen, die manche Tiere geeignet machen, andere eben nicht.
- Größe – Rehpinscher oder Bernhardiner? Die Frage nach der Größe beantwortet eigentlich ein Blick in die eigenen vier Wände!
- Gelehrigkeit – Was erwarten wir von unserem Hund? Pfötchen geben und Sitz beziehungsweise Platz? Oder Dog-Dancing und Parcour?
- Agilität – Couch Potatoe oder Hütehund mit Bewegungsdrang? Oder irgendwas dawischen!
- Futterbedarf – Im Geldbeutel macht es einen riesigen Unterschied, ob ein kleines Döschen Nassfutter und eine Handvoll Trockenfutter den täglichen Bedarf decken oder der neue Mitbewohner entsprechend seiner Größe mehrere Kilo am Tag zu Fressen braucht! Es gibt auch Rassen, die bekannt dafür sind, ernährungssensibel zu sein und daher spezielles (teureres) Futter brauchen.
- Krankheitsanfälligkeit und Lebenserwartung – Hierzu gibt es Studien und Erfahrungswerte, die man sich im Netz kostenlos beschaffen kann. Sterilisation oder Kastration und die ganz normale veterinärmedizinische Grundversorgung sind Pflicht und müssen einkalkuliert werden!
- Belastbarkeit – Nicht jede Hunderasse ist bekannt dafür, den oftmals (unbeabsichtigt) ruppigen Umgang mit Kindern zu vertragen. Hat der Hund dann Angst vor den Kindern, verkriecht er sich oder reagiert gar aggressiv, leidet das Tier und ist das Thema verfehlt.
Hat sich der Familienrat geeinigt, welche Anforderungen an den Hund gestellt werden, können anhand dieser Übersicht das Internet, ein Tierarzt oder entsprechende Fachliteratur mit detaillierten Rasseprofilen für die Entscheidung herangezogen werden. Um zu vermeiden, dass „unpassende“ Hunde im Tierheim oder an Autobahn Rastplätzen abgeschoben werden, sollte die Verantwortlichkeit, die Entscheidung „pro Hund“ zu treffen, immer eine gute Vorbereitung und familien- sowie tiergerechte Entscheidung voraussetzen.