Border Collies sind tolle Hunde. Sie können viel und sehen super aus. Dennoch landen nicht selten extra vom Züchter geholte Exemplare nach kurzer Zeit wieder beim Züchter oder sogar in Tierheimen oder bei der Hunderettung. Schnell ist man dann dabei, dem Hund die Schuld in die Schuhe zu schieben. In Wahrheit liegt die Schuld aber wirklich in den meisten Fällen beim halter, der sich und seine Fähigkeiten beziehungsweise Möglichkeiten, mit diesem Hund artgerecht klar zu kommen, einfach überschätzt hat. Die Kunst im Leben mit einem Border Collie ist es, die Veranlagungen des Tieres gut zu kennen und das eigene Leben optimal auf dieses Haustier einzustellen. Dann – und nur dann – führt der Border Collie ein adäquates Leben, ist ausgelastet und zufrieden und damit aber auch ein Traumhund.
Die Herkunft des Border Collies lässt sich der Grenzregion (vom Englischen: „border“) zwischen England und Schottland zuordnen. Schäfer hielten die außerordentlich begabten Hunde als Hütehunde – die erste geschichtlich dokumentierte Erwähnung geschah bereits im 16. Jahrhundert. Das Besondere bei diesen Hunden ist, dass sie den Schäfer in seiner Arbeit auf Kommando unterstützen, dabei aber auch Situationen selbst erkennen und dementsprechend handeln.
Heute werden Border Collies in zwei Linien gezüchtet: Zum einen die Showlinie, in der es hauptsächlich um Optik geht und die Hüteeigenschaften weniger forciert werden und die Arbeitslinie, bei der es ausschließlich um das Leistungsvermögen der Hunde geht. Als Familienhunde einen sich hauptsächlich erstere, da wenige Halter mit dem Halten der hochbegabten Arbeitshunde überfordert sind. Allerdings wäre es auch wünschenswert, würden Züchter der einen oder andere Linie ihre Kunden etwas genauer unter die Lupe nehmen und keine Arbeitshunde an Familien ohne Schafherde abgeben. Auch dies würde die Zahl der Zuchtrückläufer und Notfallhunde deutlich reduzieren.
Das Aussehen vom Border Collie
Bei einem Gewicht zwischen etwa 15 und 22 Kilo (je nach Geschlecht, Herkunft und Haltung) wird ein Border Collie zwischen 45 und 55 cm groß (Schultermaß). Es gibt zwei Arten der Borders, was das Fell betrifft: Den mit mittellangem Deckhaar und dichter Unterwolle sowie eine Art mit Kurzstockhaar, ebenfalls wetterfest dank einer guten Unterwolle. Die meisten Border Collies sind schwarz weiß, es gibt diese Hunde laut Rassestandard aber auch in einfarbig schwarz, dreifarbig (schwarz, weiß, braun), braun-weiß und mit dem sogenannten (Blue) Merle Faktor, eigentlich einem Gen Defekt, der aber für eine besondere Färbung des Hundes verantwortlich ist. Für die Zucht gilt, dass eine weiße Fellfarbe niemals in den Vordergrund treten darf, sondern nur das Beiwerk anderer Färbungen ist.
Die Eigenschaften vom Border Collie
Schäferhunde sind Wachhunde. Der Border Collie, ein Schäferhund Vertreter widerlegt diese These, denn als reiner Wachhund eingesetzt, ist er komplett fehl am Platze. Man wird erleben, dass der Border eher gleichgültig, vielleicht sogar freudig auf fremde Menschen reagiert. Das liegt daran, dass er – aufgrund seiner über Jahrhunderte angezüchteten Eigenschaften jene „schnöde“ Wachsamkeit nahezu abgelegt hat, dafür aber seine Hüteeigenschaften perfektioniert wurden. Sein „Job“ ist ds Treiben der Schafe in die vom Schäfer gewünschte Richtung, gleich, ob es um die komplette Herde oder einzelne Tiere geht, ganz egal, ob auf freier Fläche oder durch ein Koppeltor. Für diese Hunde ist es auch kein Problem bestimmte Schafe von ihrer Herde zu trennen, wenn der Schäfer das entsprechende Kommando gibt.
Der sehr intelligente Border Collie kapiert sehr schnell – Fluch und Segen zugleich, denn so schnell er eine Aufgabe versteht, so schnell kann er auch ein vom Halter (halbherzig) toleriertes Fehlverhalten immer wieder durchsetzen, weil er sich die „Masche“, die einmal funktioniert hat, wie der Blitz gemerkt hat. Bei anderen Hunderassen kann man das Fehlen der eigentlichen Aufgabe durch körperliche Ertüchtigung wettmachen. Man nehme einmal den ebenfalls überaus schlauen Jack Russell Terrier, ebenfalls kaum zu bändigen, wenn er unterfordert ist. Hier kann man Fehlverhalten durch Bewegung ausgleichen, wenngleich auch hier die sogenannte Kopfarbeit deutlich besser fruchtet.
Beim Border Collie erreicht man mit stupidem Bewegen nichts, beziehungsweise man erreicht eigentlich nur einen verkorksten Hund, der alles andere, als glücklich ist. Bekommt der Border für den Kopf keine anspruchsvolle Aufgabe, flüchtet er sich auch in Alternativen, in die der Halter unweigerlich mit einbezogen wird. Doch stimmt die Aufgabenstellung nicht, kann man sich zehn Stunden am Stück mit dem Hund ausgiebigst beschäftigen – und dennoch nimmt die Aktivität des Hundes scheinbar kein Ende.
Die anspruchsvolle Haltung von Border Collies
Es gibt Menschen, die sich einen Hund zulegen, damit sie selbst gezwungen werden, einmal öfter an die frische Luft zu gehen und sich zu bewegen. Tiere, die ihren Stellenwert nach der Arbeit und anderen Hobbys haben. Mit solchen Gedanken muss man sich vom Gedanken an einen eigenen Border Collie ein für allemal verabschieden. Vom ersten Tag an erfordern zunächst Ausbildung und Erziehung, dann die rassegerechte Beschäftigung ihren Tribut – und zwar was Zeit und eigene Motivation betrifft.
Die Erziehung beinhaltet natürlich die Grundbegriffe eines Hundelebens, darüber hinaus muss dem Border Collie allerdings nahegebracht werden, was Ruhe bedeutet. Er selbst wird kein Ende kennen, egal, bei was. Dazu ist sein Arbeitseifer viel zu hoch. Die Bremse und das nachfolgende Dulden der Ruhephase sind also vom Halter durchzusetzen und strikt einzuhalten.
Ebenso ist es sehr wichtig, die Hüteeigenschaft des Hundes in den Griff zu bekommen. Hat dieser Hund keine Schafe,, sucht er sich Ersatz: Vorbeifahrende Fahrradfahrer, Jogger, Autos animieren ihn, diese zu stellen und zum „Schäfer“, also Halter, zurück zu treiben. Ohne jede Rücksicht darauf, dass diese Verfolgung im Straßenverkehr für ihn selbst riskant sein kann, wird der Hund die Aufgabe an sich nehmen. Das gleiche kann aber auch mit einem interessanten Schattenspiel an einer Hauswand geschehen – oder mit den Kindern der Familie, wobei hier dann weitere gefährliche Situationen (vor allem für die Kinder) entstehen können.
Das tägliche Leben mit all seinen Reizen und Herausforderungen muss also gemeistert werden, indem es immer wieder eingeübt wird, wie man sich in bestimmten Situationen richtig verhält. Hundehalter ohne viel Erfahrung sollten sich keinen Border Collie zulegen – und selbst die kommen seltenst ohne eine wirklich exzellente Hundeschule aus. Hierzu sei angemerkt, dass auch in den Tieren, die von Züchtern seit erst kürzerer Zeit als Showhunde oder Familienhunde angeboten werden, die jahrhundertelange Züchtung der Schäferhunde noch vorhanden ist. Die uralten Instinkte können nicht in einigen wenigen Jahren ausgelöscht werden – und werden gnadenlos immer wieder durchbrechen.
Die sehr gelehrigen Hunde sind prädestiniert für ihren Einsatz bei allen Hundesport Variationen. Doch auch damit erreicht man nicht, dass der Border Collie sich zwangsläufig wohlfühlt. Klar, gerade weil die Hunde alles können und ihre Sache auch meist sehr gut machen, sind sie bei Hundesportlern sehr beliebt. Es wird nicht lange dauern, bis der Vierbeiner alles kann, was von ihm verlangt wird. Findet man aber auch bei dieser Angelegenheit nicht das richtige Maß zwischen Ruhe und Arbeit, ist die Neigung zur Hyperaktivität durchaus gegeben. Kläffer, kaum zu bändigen, hektisch ihre Aufgabenstellung abarbeitend – das sind die traurigen Resultate falscher Haltung von Border Collies. Man muss wissen: Die Schäfer „brauchen“ ihren Hund nicht jeden Tag, nie gleich lang und in den Wintermonaten gar nicht. Das „MUSS“ zur dauerhaften Beschäftigung ist also gar nicht gegeben. Allerdings will der Hund so sehr gefallen (will to please), dass er niemals eine Aufforderung zur Arbeit ablehnen oder verweigern würde. Bis hin zur Selbstaufgabe, ohne Rücksicht auf seine eigene Kraft. Die Aufgaben anspruchsvoll zu gestalten und sie zu begrenzen – das ist allein Sache des Halters.
Wie erzieht man einen Border Collie?
Der Border Collie funktioniert mit Pfiffen und leisen Kommandos selbst über große Distanzen. Der Schäfer hat kein Megafon dabei, wenn er seiner Arbeit zusammen mit dem Hund nachgeht. Sanfte Strenge und 120 % Konsequenz sind das A und O bei der Boder Collie Erziehung. Wie bereits erwähnt, kann der Hund es sich merken, wenn ein Fehlverhalten auch nur einmal aus Zeitgründen oder mangelnder Motivation heraus durchgeht. Was die Beziehung zwischen Hund und Halter nachhaltig zerstört, ist Schreien. Nicht selten sieht man Hundehalter, die ihre unfolgsamen Vierbeiner regelrecht anbrüllen. Das führt beim Border Collie zu nichts anderem, als dass dieser sein Vertrauen, seinen Burgfrieden verliert. Hunde, die in Angst geraten, beißen dann auch „ihre Menschen“ – und landen als „unerziehbar“ in Rettungsvereinen, im Tierheim oder angebunden auf dem Rastplatz.
FAZIT: Es ist recht einfach, zu behaupten, der Border Collie sei ein Problemhund. Das wahre Übel allerdings liegt in jenen Haltern, die sich und ihre Bereitwilligkeit, sich auf diesen Hund hundertprozentig einzulassen, überschätzen. Der Border ist keine Bewegungsmaschine und kein Schmusehund. Seine individuellen Eigenschaften, als Hütehund perfekte Dienste zu leisten, sind sein Verhängnis – gekoppelt mit der Tatsache, dass diese Hunde einfach viel zu schön sind und damit leider viel zu oft aus optischen Gründen angeschafft werden.