Zu Weihnachten beschenken wir Menschen uns reichlich und vielseitig – nicht immer zur Zufriedenheit des Beschenkten, doch meistens mit der Absicht, wirklich eine Freude zu machen, sich zu bedanken, seine Liebe zu zeigen. Auch unsere Haustiere verwöhnen wir zu dieser Zeit besonders. Nicht selten liegen sogar verpackte Weihnachtsgeschenke für Hunde unter dem Christbaum oder gibt es eigens einen Nikolausstiefel nur für den Kumpel auf vier Pfoten. All die Liebe, die uns die Tiere das ganze Jahr über entgegen bringen, wird uns in der gefühlsbetonten Weihnachtszeit erst richtig bewusst. Nach einem harten Arbeitstag und dem zusätzlichen Stress aus Plätzchen backen, Geschenke kaufen und verpacken, Karten schreiben und die Wohnung auf Hochglanz bringen ist es umso schöner, am Abend mit dem Liebling auf dem Sofa zu entspannen, bei einem Spaziergang den Stress zu vergessen und sich vor allem bedingungslos geliebt zu fühlen. Das schlägt sich natürlich auch in der Auswahl des Weihnachtsgeschenks nieder.
Weihnachten aus der Sicht eines Hundes
Ein Baum, an dem komische Bälle hängen, mit denen man aber nicht spielen darf, ist jedes Jahr an Weihnachten in der Wohnung aufgestellt. Im schlimmsten Fall muss das Hundekörbchen auch noch dafür weichen. Wer soll da noch in Ruhe sein gewohntes Schläfchen halten können? Ein Kabel, das man nicht anknabbern darf, liegt unter dem Baum, bei dem Markieren für männliche Hunde natürlich strikt verboten ist. Wenn Menschen sich freuen, freut sich Bello auch… deswegen wedelt er mit dem Schwanz, wenn die Lichterkette eingeschaltet wird und alle glücklich sind.
Am Heiligen Abend wird gut gekocht – es duftet verführerisch, zum Beispiel nach Ente oder Braten, nach Würstchen und derlei mehr. Als besondere Strafe steht ein Teller mit Plätzchen auf dem Tisch, von dem sich jeder nehmen darf – außer der Hund. Alle sitzen am Tisch und schwatzen, schmatzen und, welch Strafe für die empfindlichen Ohren, singen gar grauselige Lieder. Dann läutet eine Glocke, alle fallen sich um den Hals und sind aufgeregt und nervös. Der Hund weiß zwar nicht, warum, doch er freut sich, wie immer, einfach mal mit. Plötzlich fangen dann alle an, Papier zu zerreißen und zu zerknüllen. Wieder ist Spielen aber meistens verboten. Alle haben fremde Dinge in den Händen, fallen sich wechselseitig nochmal um den Hals und manche weinen sogar.
Vom Vierbeiner nimmt in dieser Zeit kaum jemand Notiz, es sei denn, er nähert sich einem Plätzchenteller oder wagt es, sich in den Weg zu legen. Langsam aber sicher legt sich die Nervosität aller Anwesenden, spätestens seit Frauchen alle Papierreste weggeräumt hat. Gerade hat es sich der Hund an einer freien Stelle bequem gemacht, um den Stress der vergangenen Stunden etwas weg zu schlafen – da erklingt plötzlich sein Name. In höchsten Tönen wird nun gerufen und gelobt, wird mit seltsam geformtem Papier in der Hand gewedelt, alle lachen und quasseln wieder durcheinander.
Verständnislos blickt der Hund auf das Päckchen, das ihm erwartungsvoll unter die Nase gehalten wird. Er schnuppert vorsichtig und hat Glück, wenn es hinter dem Papier leise nach Leckerli duftet. Das ist das Signal: ich darf auch Papier zerreißen und zerknüllen. Oder doch nicht? Nun, auf einen Versuch kommt es an. Das ganze Jahr verboten, heute erlaubt, morgen wieder ein Tabu… Menschen sind schon komische Tiere.
Ein Spielzeug, ein Halsband oder ein dickes Leckerli befinden sich unter der Hülle des geheimnisumwobenen Papiers. Eigentlich möchte Bello nun viel lieber ein Nickerchen machen, doch mit der neuen Leine heißt es nun erst einmal Gassi gehen. Das Spielzeug, kurz beschnuppert, wird pflichtbewusst ausprobiert. Das Leckerli wäre interessant – doch darf ich das nun wirklich essen?
Ziemlich überfordert von der gesamten Situation warten Hunde meistens, bis alle wieder etwas ruhiger geworden sind, eine gleichmäßige Unterhaltung zum Schläfchen lockt und niemand mehr den Namen des Hundes nennt. Sind die Menschen ruhig, werden es auch die Hunde wieder. Sind alle satt, träge und reich beschenkt, verlassen meist auch eingeladene Gäste die Wohnung. Herrchen und Frauchen räumen noch etwas rum und dann endlich, endlich ist wieder Ruhe im Revier.
Ja, was hast du denn da für ein feines Leckerli? – Na eins zum Essen, möchte Bello sagen; kann er aber natürlich nicht. Also freut man sich mit Herrchen und Frauchen, trägt das Leckerli umher und wagt es kaum, etwas davon abzubeißen. Aber wartet nur, bis ich ein ruhiges Plätzchen gefunden habe – dann verspeise ich endlich diesen besonderen Leckerbissen.
Am nächsten Morgen dann tun alle so, als hätte es den komischen Abend am Tag zuvor nie gegeben. Ach, Bello, hast du so ein feines Leckerli zu Weihnachten bekommen? Ähm… Frauchen was ist Weihnachten? Und wann bekomme ich was zu fressen?
Im Napf ist wieder das gleiche Futter wie immer, Papier gehört wieder zu den verbotenen Dingen im Hundeleben. Die neue Leine ist heute schon wieder alt und im schlimmsten Fall hat niemand Zeit oder Lust, mit dem neuen Spielzeug ein paar Minuten Spaß zu haben.
Was lernen wir daraus?
Hunde wissen nicht, wer Jesus war. Sie kennen die Weihnachtsgeschichte nicht und haben wenig Bezug zu Geschenken und Co. Leckeres Essen ist wichtig – Hochachtung vor jenen Hundehaltern, die ihre Lieblinge auch nicht an Weihnachten mit salziger Wurst, fetter Ente oder anderen Menschen-Speisen füttern. Wohl aber bemerken Hunde es, wenn ihre Menschen Stress haben. Positiven vor Freude und negativen während der Weihnachtsvorbereitungen. Wir wollen den Tieren immer unsere Vorstellung von Weihnachten (oder Geburtstagen und so weiter) aufdrücken – doch das alles zusammen ist ungefähr so, als würde man den Tieren das Lesen beizubringen versuchen.
Es ist beste Absicht, den Tieren um uns herum eine Freude zum Fest machen zu wollen. Jedoch haben die Hunde, Katzen und alle anderen Haustiere viel mehr davon, wenn man ihnen jeden Tag ein kleines Leckerli und ein Höchstmaß an Liebe und Aufmerksamkeit, Spielzeit und Kuscheleinheiten schenkt. Mit diesem einen Tag im Jahr, an dem sich alle ganz komisch verhalten, können sie meist gar nichts anfangen.
Das perfekte Weihnachtsleckerli…
…hat keinen Zuckergehalt, ist gut für das Gebiss und natürlich auch der Größe der Hunde angepasst. XXL Leckerlis für den Chihuahua sind sicher ein Gag – aber wieder einmal höchstens für die Menschen, die bei der Bescherung anwesend sind.
Das perfekte Weihnachtsmenü für den Hund…
…ist nicht vom Tisch der Menschen, wird in aller Ruhe serviert und nach Möglichkeit zur gewohnten Zeit. Sicher freuen sich auch Hunde über das ganz besondere Weihnachtsmenü – doch mit Garnitur, fetter Soße und allerlei mehr menschlichem Gedöns können sie nun einmal nichts anfangen.