Alle Menschen wissen mittlerweile über die Gefahr, die von Zeckenbissen ausgeht, Bescheid. Doch auch Hundehalter müssen wachsam sein und Zeckenbisse nach Möglichkeit vermeiden. Neben der FSME (Gehirnhautentzündung) kommt es beim Menschen häufig zur Infektionskrankheit Borreliose – diese Erkrankung wird allerdings auch bei Hunden nicht selten diagnostiziert. Die Krankheit ist bakteriell bedingt und wird beim Biss der Parasiten durch den beim Beißen in die Wunde eingebrachten Speichel auf Mensch und Hund übertragen. Schon wenige Stunden nach dem Einbeißen kann die Zecke die Krankheit also bereits überbracht haben.
Der Name Borreliose ist abgeleitet von der medizinischen Bezeichnung der verursachenden Bakterien, den Borrelien. Da naturgemäß im Sommer die Zahl der Zecken und folglich auch deren Bisse höher ist, kommt es in den warmen Monaten auch deutlich öfter zu Ansteckungen. Die Gefahr geht weniger von Bäumen aus, wie sich ein Irrglaube immer noch hartnäckig hält. Vielmehr sitzen die unliebsamen Krankheitsbringer im Gras und in Büschen, also auch an Wiesen, Rainen und Waldrändern. Die Zecken stecken sich selbst übrigens bei zuvor als Wirt ausgesuchten Wildtieren an. Nach dem Entdeckungsort der Krankheit in den USA wird sie in manchen Berichten und medizinischen Abhandlungen auch als die „Lyme“-Krankheit bezeichnet.
Zecken immer zeitnah entfernen!
Es ist zeitaufwändig und lästig, den Hund nach jedem Spaziergang nach krabbelnden oder schon fest gebissenen Zecken abzusuchen. Zum Schutz vor einer Borreliose Erkrankung ist es aber unsagbar wichtig, dies regelmäßig und immer sofort zu tun. In einem Zeitraum von etwa 16 Stunden, längstens einem Tag, hat die Zecke die Borrelien aus ihrem Verdauungstrakt in die Blutbahn des Hundes befördert. Dann ist die Infektion auch nicht mehr vermeidbar. Also gilt es, vor dem Ablauf dieses Zeit-Intervalls einzugreifen, um möglichst die Ansteckung vermeiden zu können. Wichtig ist bei dieser Aufgabe auch, den Körper der Zecke nicht – zum Beispiel zwischen Daumen und Zeigefinger – zusammen zu pressen, um den „Inhalt“ des Parasiten nicht per mechanischem Druck über die Biss-Stelle in den Hund zu drücken. Über die Blutbahn ist die Ausbreitung der Bakterien sehr schnell möglich: Die Borreliose nimmt ihren Lauf.
Das Krankheitsbild: Borreliose bei Hunden
Die Bakterien verursachen Infektionen im gesamten Körper des Hundes, wenn dieser mit ihnen infiziert ist. Je nach Dichte des Fells schwer zu erkennen ist das erste Anzeichen der Borreliose. Wie man vom Menschen weiß, gibt es einen Unterschied zwischen einer einfachen Bisswunde, um die herum die Haut zumeist etwas gerötet ist und einer Wunde, über die Borrelien übertragen wurden. Mit etwas Abstand zum eigentlichen Biss bildet sich eine kreisförmige, offensichtlich entzündete rötliche Hautverfärbung. Biss-Stellen, an denen Zecken entfernt wurden, müssen also auch danach noch auf unnormale Veränderungen kontrolliert werden.
Schon eher bemerken es Hundehalter, wenn ihr Liebling an Fieber, Mattheit und fehlendem Appetit leiden. Muskeln und Gelenke fangen an, zu schmerzen, der Tierarzt stellt meist noch geschwollene Lymphknoten fest. Offensichtlich fühlen sich erkrankte Tiere in der ersten Zeit des Infektionsausbruchs schon merklich krank, ein Zustand, der bis hin zu lethargischem Dauer-Schlafen reicht.
Der weitere Krankheitsverlauf ist unterschiedlich und kann sogar mit mehrmonatiger Stagnation oder sogar vorübergehender Besserung auffallen. Noch Jahre später allerdings kann es bei einer nicht erkannten und folglich nicht behandelten Borreliose zu weiteren und schlimmeren Symptomen kommen – letztendlich können Hunde an der unbehandelten Krankheit auch versterben.
Sehr häufig zeigen sich im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf organische Infektionen, zum Beispiel der Nieren. Auch zu Lähmungen verschiedener Form kann es kommen. Offensichtliche Anlaufschmerzen (staksige, langsame Bewegungen nach dem Aufstehen, Unlust bezüglich Bewegung) können ebenfalls ein Hinweis auf die Borrelien-Infektion sein. Sollte es in Verbindung mit den ersten Symptomen oder unabhängig davon zu Hinken oder direkt lahmen Gliedmaßen kommen, ist Eile geboten, muss schleunigst der Tierarzt zu Rate gezogen werden. Fieberschübe treten auf. Durch die Schmerzen kann es zu Wesensveränderungen – dauerhaft oder sporadisch – kommen. Verwirrend ist es, dass es immer wieder Phasen gibt, in denen keinerlei Symptome bemerkbar sind.
Die eindeutige Diagnose beim Hund ist schwer
Durch Labortests ist eine eindeutige Borreliose Diagnose nicht durchführbar. Entzündungsparameter oder Nierenwerte untermauern den Verdacht, lassen aber nicht auf die Erkrankung schließen. Ebenfalls erschwert wird die Diagnose durch die Tatsache, dass oft Wochen oder Monate vergehen, bis erste Krankheitszeichen auftreten. Auch durch einen Bluttest auf Antikörper lassen sich nur die Bakterien nachweisen. Nicht die Infektion.
Behandlung der Borreliose
Wie auch beim Menschen kommt man den Borrelien mit Antibiotika erfolgreich zum Ziel. Sobald diese Medikation anschlägt, ist damit auch der Nachweis der Borreliose erbracht. Über mehrere Wochen, manchmal auch länger, muss die Antibiotika Therapie fortgeführt werden. Genauere, individuelle Behandlungsinformationen bekommt man vom Tierarzt.
Auch, wenn die Borreliose durch ein Antibiotikum scheinbar besiegt ist, verbleibt ein Rest der Bakterien im Körper. So kommt es eventuell zu Schüben, in denen die Krankheit immer wieder auftritt. Man hat dann einen chronisch kranken Hund, bei dem mit immer wieder kehrenden Tierarztkosten zu rechnen ist. Der tödliche Krankheitsverlauf ist bei rechtzeitiger und ausreichender Behandlung unwahrscheinlich.
Vorbeugung gegen Borreliose?
Eigentlich ist die Prophylaxe gegen Borreliose vielmehr eine Stärkung des Immunsystems beim Hund und ein gleichzeitiges Vermeiden von Zeckenbissen. Hat keine Zecke gebissen, ist eine Borreliose faktisch auszuschließen. Durch Puder, Spot-ons und andere Abwehrmaßnahmen (Kokosöl?) können Hunde für Zecken nicht mehr so interessant wirken. Beißt dennoch eines der Tiere zu, muss es mit geeigneten Werkzeugen entfernt werden. Diese sind im Fachhandel, eventuell auch beim Tierarzt erhältlich. Das Absuchen (zum Beispiel auch mit einem feinen Kamm) ist unverzichtbar, wie oben bereits erwähnt. Wo Zecken entfernt wurden, empfiehlt sich mehrere Tage eine gründliche Kontrolle der Biss-Stelle hinsichtlich Hautveränderungen. Jeder Hundehalter kennt seinen Hund und kann es selbst am besten erkennen, wenn er Veränderungen im Wesen, in seiner Bewegungsfreude und Spielwillen zeigt oder er von Fieber und Schmerzen geplagt ist. Ausreichend Bewegung und optimale Fütterung sorgen für ein starkes Immunsystem.