80% Fleischanteil im Hundefutter

Im Moment werben viele Hersteller mit einem Hundefutter, welches einen Fleischanteil von mind. 80% aufweist. Kann das sein oder ist das nur eine Werbemasche um den Kunden zu verwirren?

Kann mein Trockenfutter 80% Fleischanteil haben

Ja, ein Trockenfutter mit 80% Fleischanteil kann es geben, doch bei diesen Werbeaussagen gibt es mehr Fragezeichen wie Antworten. Ein Trockenfutter welches 80% Fleischanteil hat und nur einen Rohproteinanteil von 25% aufweist ist von vorneherein suspekt. Zuerst einmal wird hier oft mit den Begriffen Frischfleisch vor der Produktion und der Anteil im fertigen Futter gespielt.

Für den Fall, dass die Menge in einem fertigen Futter gemeint sei, hier eine kleine Rechnung. Hochwertiges Muskelfleisch hat im Normalfall bei 330g ca. 60g. Rohprotein also ein Wert in Prozent von 18 – 22%. Da im Trockenfutter aber nur noch 10% Wasser enthalten sind, trocknet man von den 330g ca.230g weg, so dass man ein Rest getrocknetes Fleisch von 100g hat. Aber immer noch mit mind. 60g Rohprotein, denn dieser verschwindet bei dem Trockenvorgang nicht. Somit hat sich der Rohproteinanteil in dem getrockneten Fleisch auf 60% verändert. Wenn nun ein Trockenfutter aus über 80% dieses getrockneten Fleisches bestehen würde müssten wir von einem Rohproteinanteil von über 50% ausgehen. Schauen Sie selbst nach…

Wenn sich der Anteil von 80% auf Frischfleisch bezieht, Dann haben alle Hersteller diesen Wert, wenn Ihr Rohprotein zu mind. 85% aus tierischen Quellen besteht. Hier kann man noch einmal die Rechnung von oben nehmen, was selbsterklärend ist. Also ist dies kein Alleinstellungsmerkmal, sondern schon immer der Fall. Denn bei den meisten Herstellern wird darauf geachtet, dass im Trockenfutter ein natürlicher Rohproteinanteil von ca. 20 – 25% enthalten ist.

Kurz muss man an dieser Stelle auch auf die angaben in so mancher Literatur eingehen, die verbreiten, das Beutetier in der Natur hat einen Proteinanteil von 60%. Hier wird auch immer von der Trockenmasse und ohne Knochen ausgegangen. Denn das ganze Tier besteht immer zu 60 – 70% aus Wasser, wie können da noch 60% übrigbleiben. Der Hund, der Wolf und auch sonstige Jäger haben ihre Beute noch nie über Feuer zuerst einmal getrocknet und dann sich an dem tollen Räucherschinken erfreut. Aus diesem Grund ist auch eine Angabe in der Trockenmasse für ein Beutetier irreführend.

Muss mein Trockenfutter 80% Fleischanteil haben

Im Moment wird gerade auch in der Hundeszene stark diskutiert ob die Mengen an Fleisch die ein Hund zurzeit bekommt überhaupt richtig sind. Wir von Bubeck sagen eindeutig nein. Noch nie in der Geschichte hatten der Mensch und sein Hund so viel Fleisch zur Verfügung. Wie kommt das? Der Mensch hat gelernt wie er seine Nutztiere so optimiert hält um so schnell und so billig wie möglich Fleisch zu Produzieren. Dies wir oft gerne als Massentierhaltung bezeichnet. Aber ein Hundehalter vergisst das schnell, wenn es um seinen Vierbeiner geht. Fleisch, Fleisch und nochmal mehr Fleisch ist hier die Devise. Doch legen wir das alles einmal beiseite, wieviel Fleisch braucht der Hund wirklich.
Als Anhaltswert benötigt ein Hund bei kleinen Rassen max. 2g Protein pro kg Körpergewicht. Je größer die Rasse wird umso weniger wird der Bedarf pro kg. So rechnet man bei großen Rassen nur von 1,2 – 1,5g pro kg Körpergewicht. Dies bezieht sich nur auf Hunde mittleren Alters, keine Welpen oder trächtige oder säugende Hündinnen. So ist bei Welpen und Hündinnen der bedarf natürlich etwas höher und bei älteren Hunden nimmt der Bedarf natürlich ab. Dies ist auch klar, denn der Zellaufbau und die Zellerneuerung verlangsamen sich oder kommen fast zum Stehen. Dies alles beiseite und zurück zu unserem Hund mittleren Alters und 30kg Körpergewicht. Wenn wir großzügig rechnen sollte dieser Hund ca. 55 – 60g Rohprotein am Tag zu sich nehmen und wäre damit richtig versorgt.

Bekommt dieser Hund nun angenommen für sein Training Leckerli, sind diese Leckerli „weil er die doch so gerne frisst“ aus getrocknetem Fleisch, sollte man schon ein wenig vorsichtiger sein. Schauen wir uns das Leckerli mal genauer an, so hat so ein Leckerli – wir erinnern uns Fleisch trocknen und es verliert ca. 60 – 70% seines Gewichts – schon einmal gut und gerne 60% Rohprotein. Nun hoffe ich braucht man keinen Taschenrechner um zu sehen, dass man mit 100g Leckerli schon den Tagesbedarf des Hundes gedeckt hat. Nehmen Sie einmal 100g Leckerli, wie schnell sind diese am Tag verfüttert? Nun bekommt der Hund aber auch noch seine Hauptmahlzeit, Der Hersteller empfiehlt hier schon einmal bei der Größe des Hundes 300 – 350g seiner Trockenmahlzeit. Dies hat dann ca. 20% Rohprotein, was dann auch noch einmal 60 – 70g Proteine pro Mahlzeit sind. Aber manche Hersteller toppen dies ja noch in dem sie ein Trockenfutter mit extra viel Fleisch herstellen und im Trockenfutter 30% Rohprotein für den Wolf sind. Die Fütterungsempfehlung bleibt natürlich gleich, denn der Hund braucht ja was in den Magen, und so verfüttert man einfach 90 – 105g Proteine. Das hat mit gesunder Ernährung für einen Hund nichts zu tun, nicht einmal für den Wolf wäre dies gut.

Natürlich gilt dies alles auch für Nassnahrung und auch hier ist der Proteingehalt in der Fütterungsempfehlung so zu errechnen.
Das Argument was dann aber immer von Hundehaltern kommt, Fleisch frisst er ja immer am liebsten und das ist der Beweis das er ein Wolf ist. Meine Kinder essen Schokolade am liebsten, wo stammen diese dann ab? Vom Schokobären? Muss ich dann meinen Kindern auch nur noch Schokolade geben um sie Artgerecht zu ernähren? Fragen die sich ein Hundehalter wie uns scheint nicht so stellt.

Was sagt die moderne Lehre der Hundefütterung über den Fleischanteil

Als Standardkompendium der Hundeernährung wird immer Meyer/Zentek „Ernährung des Hundes“ zitiert, was ich hiermit auch tun möchte. Denn in dem Kapitel „praktische Hundefütterung“ geht man in dem Prinzip des Rationsaufbaus einmal grob in die Verteilung der Inhaltstoffe ein. Es sollte, laut dem Autor, der Gesamtanteil des Fleisches in der Ration 35 – 45% liegen. Immer in Frischfleisch gerechnet, bei einem adulten Hund. Dazu kommen 45 – 55% Getreideprodukte, hier sehen wir auch die Kartoffel usw. Dazu kommen noch 5% rohfaserreiche Ergänzungen, wie z.B. Weizenkleie oder Gemüse. 5% an Pflanzenölen oder Schweineschmalz. Es wird dann noch eine Mineralstoff- und Vitaminmischung von 0,5g / kg Körpermasse am Tag empfohlen. Bei dieser Rechnung komme ich aber auch nie auf die 80% Fleischanteil im Trockenfutter oder auch Nassfutter

Ist ein hoher Fleischanteil überhaupt ethisch vertretbar?

Auch hier sagen wir von Bubeck wieder nein, denn jedes Gramm Protein muss auch einmal produziert werden. Der Grund warum wir unsere Hunde heute BARFen oder im Trockenfutter mit Proteinen einfach überschütten können ist, unsere heutige Fähigkeit Fleisch schnell und billig zu produzieren. Das dies nicht ohne Massentierhaltung geht sollte jedem Hundehalter der BARFt oder ein Trockenfutter mit 80% Fleisch fordert klar sein. Gehen wir einfach einmal davon aus, dass der 30kg Hund so am Tag, um seinen Energie aus Proteinen beziehen zu können, nicht die 60g Rohprotein am Tag braucht sondern einiges mehr. So bekommt ein Hund in der Größe so 400 – 500g Frischfleisch, ob nun in getrocknetem oder frischen Zustand. Das ist eine Menge von fast 200kg Frischfleisch. Der Deutsche Durchschnitt im Fleischkonsum liegt im Moment bei ca. 60kg. So verbraucht ein Hund über 3x soviel Fleisch wie ein Mensch…

250 kg ist so ca. eine Ausschlachtung eines Rindes. So brauchen wir bei ca. 10.000.000 Hunden auch so ca. 8.000.000 Rinder die wir jedes Jahr Schlachten. Bei Geflügel liegt die Ausschlachtung bei Masthühnern bei ca. 3,5 – 4kg. Dies wären dann 500.000.000 Hühner die im Jahr geschlachtet werden müssen. Immer noch, nur für den Hund. Aber bleiben wir bei einem Rind, dies benötigt eine Fläche von 1,4ha um Artgerecht und auch dem Tierschutz entsprechend gehalten zu werden. Damit benötigt eines der Tiere einen Platz von 1400qm – Berechnung von Tierschutzorganisationen auf Auslauf und Fläche um Futter zu produzieren -. Bei den Rindern die wir für die Schlachtung brauchen wären das dann 11.200.000.000qm Fläche. Deutschland hat im Vergleich eine Fläche von 357.376.000 qm. Wir sehen hier glaube ich schon das Problem. Bis jetzt hat der Mensch noch nicht ein kg bekommen.

Auch macht es die Ökobilanz besser, wenn man das Fleisch sich billig in Südamerika produzieren lässt oder sonst wo auf der Welt. Nur mit dem weitern Minus des Transportes… somit ist dies noch schlechter für unser so wertvolles Ökosystem.

Man darf sich auch gerne einmal die Frage stellen, ob der Bauer im Jahr ein Rind geschlachtet hat, wo die Familie, meist mehr als 6 Personen, von 500g Fleisch die Woche gelebt haben. So hat der Bauer, meist noch der einzige der Fleisch überhaupt hatte, für sich im Jahr von 5kg gelebt, aber für den Hund wurde eine der 3 Kühe geschlachtet nur für 200kg Fleisch im Jahr…

Auch das Argument, der Hund hat halt dann sein Fressen sich gejagt. Jagen ist bis in unsere Zeit eine hoheitliche Aufgabe und darf nicht einfach so ausgeführt werden. Noch heute werden keine streunenden Hunde im Wald geduldet. Vor 200 Jahren ist der Hund erschossen worden und wenn man diesem einem Besitzer zuordnen konnte, wurde dieser wegen Wilderei gehängt. So hat man es tunlichst vermieden Hunden den Jagdtrieb zu Selbstversorgung zu trainieren, ja man hat ihn regelrecht weg gezüchtet. So tötet zwar ein Hund ein Wild, aber er würde es nicht anfangen zu fressen, er würde es stolz seinem Herrchen bringen um gelobt zu werden. Also auch das Jagdargument zählt nicht.

Es wäre auch nicht Artgerecht dies im wieder an zu züchten, denn der Mensch hat nur Hunde zu Hunden gezüchtet, die nicht gejagt haben um des Fressens willen, sondern nur die die des Jagens Willen getötet haben.

Fazit

Als Fazit kann man sagen, wo bleibt der gesunde Menschenverstand und wo die Verantwortung der Hersteller zur Produktion und Werbung für gesunde Hundenahrung. Wir haben zuhause keinen Wolf und vielleicht haben wir ihn noch nie gehabt, sondern nur eine sehr nahe Verwandtschaft mit diesem. So macht die Werbung mit dem Wolf für uns, die Firma Bubeck, keinen Sinn. Es ist für uns nur ein Werbebild wie der Marlboro – Mann, welcher als Cowboy, Abenteuer, Freiheit usw. Symbolisiert. Jedoch kein Hersteller von Nahrungsmittel für den Menschen würde je auf die Idee kommen einen Affen auf seiner Verpackung ab zu bilden um zu zeigen wie Artgerecht die Nahrung ist…

 


 

Kai Nagel

Kai Nagel

Über den Autor
Kai Nagel ist Geschäftsführer der ältesten Hundefutter-Manufaktur der Welt, Bubeck, die seit 1893 besteht. Geboren in eine Familie mit einer tiefen Verwurzelung in der Landwirtschaft und der Tierernährung, bringt Kai über 50 Jahre Erfahrung und ein umfassendes Verständnis für die Bedürfnisse von Hunden mit. Seit die Familie Nagel die traditionsreiche Firma 1982 übernommen hat, setzt Kai die Vision fort, hochwertige Hundefutterprodukte zu entwickeln, die Gesundheit und Wohlbefinden von Hunden fördern. Mit seiner Leidenschaft für die Tierernährung und seinem umfangreichen Wissen teilt Kai in seinen Blogartikeln wertvolle Tipps und Einblicke, um Hundehaltern zu helfen, die bestmögliche Ernährung für ihre Vierbeiner zu finden. Bubeck füttert die Hunde!

Geschäftsführer bei R.Bubeck & Sohn

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Kategorien: Wissen

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